Ein feel good-Roman

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Auf diesen Roman war ich wahnsinnig neugierig. Ich bin eigentlich nicht der klassische „Frauenroman“-Leser, sondern widme mich eigentlich lieber anderen Genres zu. Eigentlich. Denn manchmal mag ich diese Romane doch, da sie zwischendurch wie Balsam für die Seele sind.
Das ist auch dieser Roman „Die kleine Bücherei in der Church Lane“ von Rachael Lucas.
Hier kommt hinzu, dass ich ganz genau weiß, wie sich die Protagonistin fühlt, weil ich auch eine Lehrerin an einer weiterführenden Schule bin. Nun sind die Schulsystem gänzlich verschieden, aber den Stress und der Druck in den Hochzeiten kann ich sehr gut nachempfinden. Auch die sich häufenden Organisationsaufgaben tragen dazu bei. An meiner Schule gibt es in jedem Schuljahr eigentlich auch immer ein Kollege/eine Kollegin, die ein Sabbat(-halb-)jahr einschiebt, aus diversen Gründen, aber die dargestellte Situation ist tatsächlich realistisch. Und das mochte ich.

Wir Leser begleiten die Protagonistin Lucy dann bei ihrem Neustart in einem kleinen englischen Ort, wir begleiten sie bei ihrer Entschleunigung. Und es gelingt ihr erstaunlich gut. Dazu trägt auch ihre Nachbarschaft bei. Mir gefällt daran, dass hier verschiedene Generationen mit all ihren Problemen auftauchen und gehört werden. Das Roman zeigt uns hier eben einen ganz idyllischen Ort. Ich glaube zwar nicht, dass das realistisch ist, aber für einen solchen Roman hege ich diesen Anspruch gar nicht. Dass die Handlung zuweilen kitschig ist und vorherbestimmt wirkt, ist für mich bei diesem Genre wirklich zweitrangig.

Was mir aber wirklich missfällt, ist zuweilen die Erzählweise und die Handlungsabfolge. Hier gibt es schlechtweg Brüche, zuweilen fehlen geschmeidige Übergänge, an einer Stelle steht „Einige Wochen vergingen“. Da fehlt mir eindeutig erzählerisches Geschick. Und mir fehlt auch die Tiefe der Figuren, die sich plötzlich verändern, de dann insgesamt doch zu flach gezeichnet sind. Möglicherweise hätte hier die Anzahl der Figuren eingeschränkt werden sollen.

Nichtsdestotrotz ist „Die kleine Bücherei in der Church Lane“ ein Roman, den man ganz gemütlich lesen kann, der einen in eine wohlige Stimmung versetzt - ein feel good-Roman eben.