Je oller, je doller

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nadines_buecher Avatar

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Eine Frau überfährt vorsätzlich ihren Ehemann, sitzt deshalb acht Jahre ein, scheint aber sonst eine Seele von Mensch zu sein, ohne kriminelle Vergangenheit, mit gutem Job als Fachfrau für Dessous im Berliner KaDeWe. Eine Verharmlosung krimineller Energie oder doch launiger Roman über eine Frau, die mit einer Entscheidung ihr ganzes Leben verändert hat und nun, mit 56 Jahren, sehen muss, wo sie bleibt, deshalb einsetzt, was sie im Gefängnis gelernt hat? Jedenfalls beschließt Irene, nach ihrer Entlassung wie auch in ihren Berufsjahren, die Damen zu unterstützen. Diesmal jedoch nicht mithilfe der richtigen Unterwäsche, sondern mit ihren Künsten als Autofahrerin. Die waren für ihren Ehemann tödlich, sollen nun ebenso miesen Exemplaren einen Denkzettel verpassen. Partnerin der Geschäftsidee ist Bea, die Irene im Gefängnis kennengelernt hat, und die so ganz anders ist als Irene selbst. Passt also wunderbar.
Der Roman erinnert mich an diverse, ebenso kurzweilige Romane über Lebensältere Damen und Herren, die, vom Leben oder anderen Menschen enttäuscht, humorig und nicht abgrundtief böse, ihr weiteres Leben in die Hand nehmen, indem sie andere austricksen und Rache nehmen. Ob sie scheitern oder nicht, sie tun endlich, was ihnen guttut. Auch die Geschichte der Königin von Lankwitz scheint in diese Richtung zu gehen, kurzweilig erzählt, mit anrührenden und brenzligen Momenten für die Protagonisten.
Bei einer Story, die in Berlin spielt, düften die Charaktere allerdings gerne etwas Berlinern.
Das Cover ist vielleicht schon ein wenig too much, denn Irene ist wohl noch zu Jung für einen Gehstock, würde wohl aber auch keine Netzstrümpfe tragen. So fällt der Buchdeckel jedoch auf.