Alles war neu. Nichts war anders.

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mammutkeks Avatar

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Harry Hole ist zurück in Oslo, seiner geliebten wie gleichzeitig gehassten Heimatstadt. Denn hier hat sich viel verändert - und doch erkennt Hole immer noch die Probleme, die Zusammenhänge, wenn auch viel Neues dazu gekommen ist. Denn eine neue Droge hat Oslo im Griff: Violin. Stärker als Heroin - und wohl einfacher herzustellen, ganz ohne Natur.

Einer der Dealer im Arsenal-Trikot, die den Vertrieb dieser Droge in der norwegischen Hauptstadt durchführen, ist Gusto. Doch Gusto ist tot - offenbar ermordet von einem Junkie, mit dem er sich die versiffte und vergammelte Wohnung geteilt hat. Doch dieser Junkie ist Oleg, der von Harry Hole geliebte Sohn seiner Ex-Freundin Rakel. Oleg wurde verhaftet - und Harry ist nun zurück in Oslo, um Oleg aus dem Gefängnis zu holen. Er ist von dessen Unschuld von vornherein überzeugt.

Harry begibt sich in den Drogensumpf, dessen Dimensionen von Nesbo in seinem neunten Harry-Hole-Roman aus verschiedensten Perspektiven geschildert werden. Da ist zum einen der alternde Pilot Tord Schultz, der die neue Droge offenbar aus Norwegen nach Thailand bringen soll. Da ist der angehende Drogenboss Sergej, der der im Auftrag seines (realen oder gedachten?) Onkels die Flugzeugreinigungen - und den weiteren Drogenschmuggel - durchführt - und von einem Leben voller Heldentaten träumt. Und da ist die Geschichte von Gusto, dem ermordeten Dealer und Junkie, der ebenfalls träumt - und zwar von einem Leben in Geld und Glück. Weitere Informationen werden von dem "Brenner" gegeben, einem hochrangigen Polizisten, der jedoch in Diensten des Drogenkartells unterwegs ist.

Es gelingt Nesbo, alle diese Stränge zusammenzubringen, wenngleich einige Geschichten doch relativ schnell zum Ende gebracht werden. Doch sind diese auch nur Illustrationen des grundlegenden Problems, deren weiterer Nährwert auch nicht auszumachen ist.

Gestorben wird viel - allerdings sind es oftmals die "Bösen", deren Leben beendet wird. Und Harry ist, nun endlich losgekommen vom guten Freund "Jim", in der Lage, alle Angriffe auf sein Leben - und auch auf das von Oleg - abzuwehren. Ein dünner gewordener Held, dessen Taten nicht immer nachvollziehbar, nicht immer von Recht und Gesetz gedeckt sind. Aber doch ein Held, dessen grundlegende Intention verständlich ist, dessen Suche nach Glück und Liebe und Ruhe auch einem Polizisten zuzustehen ist.

"Die Larve" ist gut - allerdings kommen weder Story noch Stil an die beiden direkten Vorgänger "Schneemann" und "Leopard" heran. Der Spannungsbogen ist relativ flach gehalten, was auch daran liegt, dass Nesbo sehr viel Wert und Zeit auf Dialoge, innere Monologe und rückwärtsgewandte Gedankenspiele legt. So fehlt die Spannung zwar nicht, hätte aber in einigen Bereichen doch mehr im Vordergrund stehen können. Insgesamt ein gut durchdachter und sehr gut geschriebener Roman, der allerdings nicht der erste Kontakt mit Harry Hole sein sollte.