Der 9. Fall für Harry Hole - Jo Nesbø bleibt seinem Stil treu.

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sddsina Avatar

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Mit "Die Larve" habe ich nun (nach Schneemann und Leopard) mein 3. Buch aus der Harry Hole Reihe gelesen und bin, wie auch bei den vorherigen Büchern, wieder weitestgehend zufrieden und fühle mich angenehm unterhalten. Trotzdem bleibt Jo Nesbø mit seinem Schreibstil recht eigenwillig, sodass ich bei dieser Reihe immer eine kleine Eingewöhnungsphase brauche.

Zum Inhalt: Harry Hole lebt inzwischen endgültig zurückgezogen in Hongkong. Doch irgendwann erreicht ihn eine schreckliche Nachricht aus Oslo: Oleg, sein Ziehsohn, sitzt wegen Mordes im Gefängnis. Hole kehrt zurück und kämpft gegen die eindeutigen Indizien in einem Drogenmord an. Während er versucht den wahren Mörder zu finden, gerät er immer tiefer in Oslos Drogenmilieu und bringt damit alle in Gefahr, die ihm etwas bedeuten.

Harry Hole ist auch weiterhin ein ziemlich unsympathischer Charakter, den es in dieser Form in Kriminalromanen nur selten anzutreffen gibt. Tatsächlich schwört er im neuen Band aber nicht nur den Drogen, sondern sogar seinem Whisky ab, sodass ich ihn fast nicht wiedererkannt habe.
Es ist bei diesem Protagonisten wichtig sich auf seine eigenwillige Art einlassen zu können. Normalerweise bevorzuge ich auch eher die sympathischen Kommissare in solchen Büchern, aber bei Hole muss man einfach eine Ausnahme machen, denn nur durch seinen "schlechten" Charakter funktioniert diese Buchreihe so gut. Im ersten Band hatte ich oft noch arge Probleme mit Harry Hole klarzukommen, aber schon zum Ende hin hatte ich mich an ihn gewöhnt und verstanden, wie er zu diesen Büchern passt.

Dieser Krimi geht ziemlich langsam voran. Eigentlich liebe auch ich die atemlose Spannung in Büchern, wo man das Lesen unmöglich unterbrechen kann. Bei der Harry Hole Reihe habe ich meine Prioritäten allerdings anders gesetzt, denn hier genieße ich die Detailverliebtheit des Autors und die teilweise ergebnislosen Ermittlungen von Harry Hole. Langeweile kommt bei mir da trotzdem nicht auf, schon allein weil man als Leser immer miträtseln kann. Der Mörder ist immer unter den bekannten Personen, sodass man sich selbst eine Theorie zurecht legen kann, am Ende aber immer wenigstens teilweise daneben liegt.
Blutige Details sucht man in diesen Büchern übrigens auch vergeblich. Der Autor geht nie zu sehr ins Detail was die Morde betrifft, sodass auch Menschen mit einem schwächeren Gemüt hier problemlos zugreifen können.

Auch wenn es neben der Harry Hole Reihe sicher bessere Krimis gibt, lese ich immer mal wieder gern ein Buch hiervon, vor allem wenn ich Zeit zum genießen habe. Da das Ende im 9. Teil zumindest ein wenig offen ist, bin ich nun mehr als enttäuscht, dass es noch keinen neuen Band gibt. Ich hoffe wirklich nicht zu lange warten zu müssen, denn mit dem momentanen Ende bin ich eindeutig noch nicht zufrieden.
Jedem der diese Reihe mal ausprobieren möchte kann ich den Einstieg mit "Schneemann" (Band 7) empfehlen, denn dadurch bin ich erst richtig auf den Geschmack gekommen. Der 1. Teil soll angeblich recht schwach sein, daher lohnt sich vielleicht ein Quereinstieg um die Reihe nicht ungerechtfertigt als schlecht abzustempeln.

Für Krimifans, die nicht nur auf Spannung aus sind, sondern sich lieber Zeit für eine komplexe Geschichte nehmen wollen, empfehlenswert!

 

Bisher erschienen:

1. Der Fledermausmann
2. Kakerlaken
3. Rotkehlchen
4. Die Fährte
5. Das fünfte Zeichen
6. Der Erlöser
7. Schneemann
8. Leopard
9. Die Larve