Spannung bis zum Schluss

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botte05 Avatar

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Rezension: Jo Nesbø, Die Larve, Ullstein Verlag, Krimi, gebundene Ausgabe, 528 Seiten, 21,99 €, Erscheinungsdatum: 10.10.2011

„Ein junger Mann verblutet in einer Osloer Wohnung, auf ihn wurde geschossen. Die Polizei verhaftet einen Verdächtigen, die Tat gilt nach kurzer Zeit als geklärt. Für Harry Hole eine Katastrophe. Der angebliche Täter ist Oleg, der Sohn von Rakel, der Liebe seines Lebens. Entgegen sämtlicher Indizien setzt Harry Hole alles daran, Olegs Unschuld zu beweisen. Doch wie kann es sein, dass Oleg mit einem Drogendealer befreundet war? Woher kannten sie sich? Welches Motiv sollte Oleg gehabt haben? Harry Holes Ermittlungen führen ihn tief in die Osloer Drogenszene und reißen alte Gräben innerhalb der Polizei wieder auf. Während er um Oleg und die Wahrheit kämpft, startet ein Unsichtbarer, der Dubai genannt wird, eine unerbittliche Jagd auf Hole.“ – Zitat Klappentext.

Drei Jahre ist es her, seit Harry Hole in Oslo gewesen ist. Er ist kein Polizist mehr, er ist trocken und hält seine Dämonen in Schach. Seine Freundin von der Kriminaltechnik Beate Lønn hat ihn darüber informiert, dass sein Ziehsohn Oleg einen Dealer namens Gusto Hanssen ermordet haben soll und deswegen im Gefängnis einsitzt. Der Fall gilt als abgeschlossen. Trotzdem begibt Harry sich auf Spurensuche, um den wahren Täter aufzuspüren.

Er muss Oleg gegenübertreten, den er seit fast fünf Jahren nicht mehr gesehen hat. Oleg, der früher Papa zu ihm gesagt hat und sich voller Wut noch immer von ihm verlassen fühlt. Fünf Jahre nachdem seine Mutter mit Oleg aus Oslo weggegangen ist, um die Erinnerungen an den Schneemann und Harry‘s gewaltgefüllte Welt zurückzulassen und ihrem Sohn eine bessere Zukunft zu bieten. Auch Rakel muss er wiedersehen, die Liebe seines Lebens und die alten Gefühle ergreifen wieder voll Besitz von ihm.

Für die Spurensuche muss Harry sich tief in das Osloer Drogenmilieu hinab begeben. Eine neue, extrem süchtig machende Droge – Violin – ist am Markt, zwei Drogenbosse teilen sich die Stadt. Und dem mächtigsten der Beiden, quasi ein Geist, von allen Dubai genannt, sind Harry’s Recherchen ein Dorn im Auge. Weitgehend auf sich gestellt, tritt Harry seinen Gegnern gegenüber, die sich dank massiver Korruption bis in höchste Kreise eingenistet haben. Hilfestellung erhält er lediglich von seinen wenigen Freunden, von Rakel, von Hans Christian – Oleg’s Anwalt und einigen wenigen, „die ihm etwas schulden“. Und gerade, als Harry unter Einsatz seines Lebens den Fall gelöst zu haben scheint, blickt ihm die Wahrheit mit dreckigem Grinsen ins Gesicht.

Jo Nesbø schafft es in kürzester Zeit – um in der Drogenszene zu bleiben – mich als Leser anzufixen. Gebannt hänge ich an seinen Lippen. Immer wieder wird die Spannung aufgebaut und gerade, wenn ich denke „JETZT“, wechselt die Handlung in ruhigeres Fahrwasser und ich komme wieder runter, um dann wieder die Spannungsschraube anzuziehen. Hierzu bedient sich der Autor einer zweiteiligen, parallel verlaufenden Handlung.

Gekennzeichnet durch eine andere, kursive Schriftart reflektiert der sterbende Gusto Hanssen seine jüngere Vergangenheit im Zwiegespräch mit seinem unbekannten Vater und damit die Ereignisse die zu diesem Sterben geführt haben. Die aktuelle Handlung rund um die Drogenbosse, ihre Dealer, ihre Killer, und den korrupten Polizei- und Regierungsapparat sowie um Harry’s Recherchen ist dann in normaler Schrift gedruckt. Und die oben beschriebene Spannungskurve entsteht hervorragend durch die aktuelle Handlung, welche dem Höhepunkt zustrebt, dann aber von Gusto’s Reflexionen unterbrochen wird.

„Jo Nesbø ist ein Meister! – Dagbladet“ – Zitat Buchrücken – da gibt es nichts weiter zu sagen!

Nach Schneemann und Leopard ist dies mein dritter Krimi mit Harry Hole und ich hätte – wären über 500 Seiten nicht zu viel – am Allerliebsten die gesamte Story „auf ex“ eingesaugt. Es war wieder einmal Krimi-Genuss vom Feinsten für mich! Jetzt bin ich ein wenig traurig (Story-Ende und Buch-Ende), aber der nächste gute Krimi kommt mir gewiss bald vor die Nase…

Überhaupt sind für mich die kriminalen Nordlichter wie Mankell, Nesbø, Nesser, Indriđason, Edwardson – um nur ein paar zu nennen – Garanten für spannende Lektüre bis zur letzten Seite.