Blut ist dicker als Wasser

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cara_11 Avatar

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Die Geschichte der Borgia, diesmal mit Fokus auf Lucrezia Borgia erzählt. Die uneheliche Tochter von Papst Alexander VI, die in ihrer dritten Heirat Herzogin von Ferrara wurde.
Eine Geschichte wie die der Borgias zu erzählen, erfordert automatisch viele Seiten und beweist großes historisches Talent, denn die eng verstrickten Familienkonstrukte und strategischen Verbindungen sind oft schwer zu durchschauen.
Lucrezia ist sicherlich eine der interessantesten Frauenfiguren des Mittelalters, erst als Hexe und Giftmischerin verkannt, der inzestiöse Verbindungen zu Vater und Bruder nachgesagt wurden, erlangte sie erst spät Anerkennung - doch von ihrem Volk wurde sie geliebt und verehrt. Von Vater und Bruder für Machtspiele und Intrigen eingesetzt, der zweite Ehemann (der einzige, den sie wohl liebte) auf Befehl ihres Bruders ermordet, lebt Lucrezia in einer Balance von Ablehnung und Liebe zu ihrer Familie. Sie kann sich aber nach dem Tod des Vaters in Ferrara halten und übersteht auch den Fall der Borgias beinahe unbeschadet, wie im Epilog zu lesen ist.
Sarah Dunant präsentiert das Ganze dennoch äußerst leicht, der Roman ist angenehm strukturiert und flüssig zu lesen, das Cover gefällig, kleine Details (die Inschrift im Schwert Cesare Borgias) machen Geschichte erlebbar.
Dennoch ist bei mir der Funke nicht übergesprungen, ich konnte mich nicht in die Figuren hineinfühlen, in die Wut von Lucrezia über den Betrug ihres Schwiegervaters, in den Zorn der Entmachteten, in das Begehren der Männer.