Geschichte unterhaltsam und interessant

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gartenanke Avatar

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Die Zeiten der Borgia, eine aufregende, interessante und spannende Zeit für Italien und die europäischen Nachbarn am Anfang des 16. Jahrhunderts. Das nicht (nur) aus der Sicht der Männer, sondern auch aus weiblicher Sicht zu lesen, ein wenig in Hintergründe zu schnuppern war für mich eine spannende und aufschlussreiche Lektüre. Die Autorin zeigt, wie ein durch ein Ränkespiel aus Krieg, Intrige, Vermählungen und geschicktem Taktieren die Macht der Borgia immer größer wurde.
Bisher kannte ich die Geschichte des Vaters und auch des Bruders Cesare, Lucrezia aber war eigentlich nur eine Randfigur. Das ist in diesem Roman, der historische Hintergründe mit Fiktion verwebt, anders. Immer wieder sind Passagen aus Lucrezias Leben beschrieben, das fand ich spannend. Ihre Hochzeit mit Herzog Alfonso d’Este, einer zerrissenen und geheimnisvollen Figur, der sich auch nicht gerne in die Gepflogenheiten der höfischen Abläufe zwängen lässt und über den ich gerne mehr gelesen hätte, ist sehr unterhaltsam geschrieben. Ein interessantes Beispiel zur Demonstration, was damals schon im Vorfeld einer Eheschließung an Intrigen und Ränkespiele ablief, ist schon die Reise nach Este.
Das in Kleinstaaten zersplitterte Italien ist durch die Interessen Frankreichs und Spaniens stets in Konflikten zwischen den Parteien. Cesare weiß dies geschickt auszunutzen und verleibt sich in einem beispiellosen Eroberungszug viele Gebiete ein.
Ein interessanter Handlungsstrang beschäftigt sich mit dem florentinischen Diplomaten Niccolo Machiavelli, der von der Stadt Florenz gesandt Cesare Borgia auf einem Teil dessen Feldzüge begleitet und als objektiver Beobachter das Geschehen analysiert und so auch seine Heimatstadt vor Entmachtung schützen will.
Der Pabst hingegen übt seine Macht und Herrschaft auf ganz andere Weise als sein Sohn aus, dabei hat er aber immer im Blick, dass Cesare ihn schützt und umgekehrt auch von ihm (finanziell) abhängig ist.
Ein weiterer wichtiger Aspekt sind die Krankheiten dieser Zeit und ihre Folgen. So wird immer wieder die Franzosenkrankheit (Syphillis) und auch das Sommerfieber (eine Form von Malaria?) mit ihren Folgen beschrieben. Cesare leidet an der Franzosenkrankheit, Lucrezia verliert ihr Kind durch das Fieber, hat sich vielleicht bei ihrem Mann auch mit der Franzosenkrankheit angesteckt, Pabst Alexander wiederum ist so fettleibig, dass ihn verschiedene Leiden wie die Gicht dadurch quälen.
So hat man mehrere ineinander verwobene Erzählstränge, die die Zeit des beginnenden 16. Jahrhunderts beleuchten und einen Abriss der persönlichen Geschichte der Hauptpersonen dieses Romans darstellen.
Die Geschichte im flüssigen Schreibstil der Autorin war angenehm zu lesen und ich werde mir auf jeden Fall den vorherigen Band (Der Palast der Borgia) auch besorgen.