Die Leute, die sie vorübergehen sahen: Ungewöhnliche Perspektive

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signalhill Avatar

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Scott Bradfield hat mir 'Die Leute, die sie vorübergehen sahen' ein sehr gewöhnungsbedürftiges Buch geschrieben. Die kleine Sal wird als Dreijährige entführt, und auch, wenn dieses Mädchen angeblich besonders intelligent ist, nimmt man ihr die Antworten nicht ab, die sie gibt und die Dinge, die sie sagt. Schnell muss man sich also von dem Gedanken lösen, dass es hier um die Entführung eines Kindes gehen soll. Vielmehr ist dieses Buch ein Rundumschlag durch die amerikanische Gesellschaft, ein Buch, das eindeutig Gesellschaftskritik auf seine ganz eigene Art übt. Bradfield hat sich dafür eben ein ganz besonderes Medium ausgesucht.
Und was soll man denn nun denken, wenn der erste Schock über das Gelesene verflogen ist?
Erst einmal besticht dieses Buch durch seine poetische Sprache. Es macht nachdenklich, es kritisiert, ja, man könnte Stellen herausschreiben. Vielleicht ist dies aber auch eine Abrechnung des Autors mit bestimmten Institutionen. Leider hat das Buch immer einen dunklen Mitklang, etwas Depressives, Trauriges. Es gibt keinen wirklichen Lichtblick, alles ist eher negativ, die Charaktere scheinen gestört. Was will uns Scott Bradfield mit diesem Buch sagen?
Ich bleibe mit einem Fragezeichen zurück, habe Stellen zum Nachdenken gefunden, war etwas geschockt und bleibe dabei, dass mir dies wie die persönliche Abrechnung des Autors rüberkommt.