Eine Reise durch das Leben

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regenprinz Avatar

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Ich finde es enorm schwierig, dieses Buch zu bewerten, denn es hat mich ziemlich ratlos zurückgelassen. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll oder was der Autor mir hier erzählen wollte - ich habe wirklich den Eindruck, seine Intention nicht begriffen zu haben.
Worum ging es Scott Bradfield, als er diesen Roman schrieb? Um etwas Philosophisches, also eine Art Reise durch das Leben, mit den Augen eines möglichst kleinen und noch "unverfälschten" Kindes gesehen? Oder eher darum, die amerikanische Gesellschaft und das Agieren ihrer Sozialbehörden zu karikieren? Denn letzteres nimmt doch erheblichen Raum in diesem Buch ein. Und ich persönlich fand es nicht ganz so glücklich, dass der Autor die doch eher "phantastische" Geschichte von Sals Fortgehen und Wiederankommen in einen derart realistischen Rahmen gepackt hat. Aber wie gesagt, ich glaube, ich habe dieses Buch sowieso nicht verstanden.

Aber - und jetzt kommt der Punkt, warum ich es trotzdem gut bewerten möchte - ich habe es gerne gelesen. Es finden sich nämlich ganz wunderbare Szenen darin und Satzperlen, die ich ausschneiden und an die Wand hängen könnte, so gelungen fand ich manche Formulierungen. Überhaupt gefällt es mir sehr, sehr gut, wie der Autor mit seinen Beschreibungen Atmosphäre schafft. Und ja, ich finde es originell, über schlechtgelaunte Sonnenblumen zu lesen oder über den seltsamen Alltag in Waschsalons. Das machte Spaß! Und ja, ich mag die klug-verrückten Weisheiten, die Sal oft verkündet, z.B. "Ich nehme nie Zucker in meinem Tee. Zucker ist für Kinder, die nie dahinterkommen, was tatsächlich gespielt wird."
Ich mag auch Sals Art, die Welt zu sehen, ihre Bemühungen, ihre eigene Sicht der Dinge zu entwickeln. Es ist manchmal traurig, manchmal amüsant und manchmal sogar ein bisschen bitter. So wie Sals Fazit, als sie sich durch die Wüste kämpft: "Alles, was zählt, ist das Leben, bis es vorbei ist. Und wenn es vorbei ist, geh nicht noch mal hin."

Tja, wenn ich dieses Buch nun auch noch als Ganzes verstanden hätte, wäre es sicher ein Highlight für mich gewesen. So lässt es mich am Ende leider mit zu vielen Fragezeichen zurück. Eine ungewöhnliche Geschichte, der ich aufgrund der sprachlichen Brillianz und der genialen Sätze dennoch vier Sternchen geben möchte.