Seltsam unangenehm

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helena Avatar

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Ein wahrhaft seltsamer, nicht alltäglicher und nicht ganz eingängiger Roman.

Im Mittelpunkt steht die schweigsame und genügsame dreijährige Sal und ihre Sicht auf die Welt.
Sal wird von einem Elektriker aus ihrem Elternhaus mitgenommen und lebt fortan bei ihm. Dies währt jedoch nicht sehr lange und sie wechselt nun immerzu von einem Menschen zum anderen. Die erste Hälfte des Romans widmet sich vor allem den Beschreibungen dieser oft sehr schrägen und skurrilen, meist in Bruchbuden hausenden Menschen am Rande der Gesellschaft. Zeitweise wohnt Sal auch in einer staatlichen Fürsorgeanstalt. Keiner dieser Menschen wirkt dabei sonderlich sympathisch.
In der zweiten Hälfte des Romans lernt Sal ihre Schwester kennen und lebt wieder mit dem Elektriker zusammen. Hier beginnt Sal erstmals viel zu sprechen, da sie der Schwester die Welt erklären und ihre gewonnen Erfahrungen über die Menschen und das Leben mitteilen möchte. Anschließend folgt eine parabelhafte Wanderung Sals durch die Wüste.

Sal ist hier sicherlich als Metapher zu verstehen und nicht als realistisch abgebildetes Kind. Der Roman versucht ein kritisches Gesellschafts- und Menschenbild zu zeichnen. Er zeigt den Menschen als egozentrisch, egoistisch, unehrlich, nicht verlässlich und nicht liebesfähig. In mitten davon Sal, die in sich ruht und keinerlei Erwartungen hegt. Kritik am rücksichtslosen Kapitalismus wird geübt, Fragen der Ethik und auch der eigenen Existenz und religiöser Erleuchtung werden aufgeworfen.

Diese aufgeworfenen Fragen und teils provokanten Beschreibungen regen auf jeden Fall zum Nachdenken an. Aber die grundsätzliche Gestaltung des Romans gefiel mir nicht. Ich musste mich über weite Strecken durchkämpfen. Manche Beschreibungen, wie Sal z.B.im Dreck hauste, fand ich unerträglich, oft auch eklig. Ebenso die Protagonisten waren mir mehr als unsympathisch. Die Weltsicht war mir zu negativ, zu schräg.
Ich bin mir sicher, nicht alles wirklich verstanden zu haben. Die zweite Hälfte des Romans empfand ich ein wenig fassbarer und deutlicher. Doch aufgrund des eher Abgestoßenseins, bin ich nicht motiviert, mich mit dem Roman weiter auseinander zu setzen und ihn wirklich tiefgründig erfassen zu wollen.