Was will mir der Autor sagen?

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Ja, wo soll ich denn anfangen, also erstmal zur Geschichte selbst, es spielt in Kalifornien: Die dreijährige Sal wird von einem Handwerker entführt. Einfach so, weil er ihr gerne erklären will, was im Leben wirklich wichtig ist. Zum Beispiel jeden Tage ein Glas Gemüsesaft zu trinken. Sie nennt ihn nun Daddy und richtet sich in ihrem neuen Leben ein. Jedoch ist ihr neues Zuhause nicht von Dauer, da Daddy sich entschließt alleine weiterzureisen. Sal bleibt zunächst bei seiner Vermieterin, aber es folgen noch viele wechselnde Stationen. Sie ist immer auf der Reise, wohnt bei verschiedenen Leuten oder schläft in Waschsalons. Dann wird sie von der Kinder-Fürsorge aufgegriffen und in ein Heim gebracht. Dort sind jedoch alle noch verrückter als die anderen Leute bisher sowieso schon. Sie denken dort sie sei eine Erleuchtete. Also haut sie dort ab, dann taucht ihr Daddy wieder auf, mit einer kleinen Schwester. Sie leben in einem leerstehenden Haus. Nachdem Daddy dann jedoch wieder abhaut durchquert sie tagelang eine Wüste und landet bei einem altjungen Mann. Dort wird sie zum Kultobjekt mit vielen Besuchern, bis wieder die Kinderfürsorge auftaucht etc... etc.

Das findet ihr alles etwas wirr? Nun, ich allerdings auch. Das alles wird noch dazu total unemotional von dem "kleinen Mädchen" (so wird sie fast nur genannt im Buch) aufgenommen: Ok, ich habe jetzt einen neuen Dad, kein Problem, dann ist das eben so. Ich kann mir nicht vorstellen, dass kleine Kinder so emotionslos sind. Ich mochte die Erzählweise des Autors auch überhaupt nicht. So bleibt irgendwie im Unklaren, ob jetzt ein oder gar mehrere sexuelle Übergriffe stattfanden. Das wird nur angedeutet, aber alles so wage, dass man die ganze Zeit spekuliert was jetzt war oder nicht. Ich weiß nicht, ob der Autor das extra so schwammig macht oder ob es an der Übersetzung liegt. Ist ja auch egal, mir hat es auf jeden Fall gar nicht gefallen. Der Roman ist eigentlich aus der Sicht des Mädchens geschrieben, wenn auch nicht in Ich-Form. Aber so altklug wie sie kann einfach kein 4-6 jähriges Mädchen reden. Sie philosophiert über die ganze Welt. Aber ihre Erkenntnisse finde ich jetzt nicht gerade berauschend. Klar, sie kommt irgendwie zurecht in dieser Welt. Ach ja, diese Welt besteht übrigens fast nur aus total heruntergekommenen Häusern und kaputten Typen. Dieses Buch soll eine Gesellschaftskritik sein. Aber ich frage mich, wogegen der Autor sich richtet? Gegen die sogenannte heile Familie, die sich mit Statussymbolen umgibt? Gegen Kinderschänder? Gegen die Sozialhilfe? Das Buch lässt mich ziemlich ratlos zurück, das war mir alles zu wirr. Auch die philosophischen Erkenntnisse haben mir nichts gebracht. Da mir die zweite Hälfte etwas besser gefiel habe ich mich noch zu 2 Sternen durchgerungen.