Weder gut noch schlecht

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pummelfee77 Avatar

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Zunächst einmal danke ich für die Leseprobe und den Buchgewinn.

Dieses Buch ist ein seltsames Phänomen - weder mag ich es noch mag ich es nicht. Ich habe es innerhalb von zwei Tagen ausgelesen, aber ich hätte es auch jederzeit weglegen können. Beim einkaufen habe ich mich nicht beeilt zurück auf meine Couch zu kommen, um es fertig zu lesen. Auch Fast Food musste nicht geholt werden, damit die Familie vor lauter guter Lektüre nicht verhungert.

Die dreijährige Salome wird aus dem Hause ihrer Eltern ... entwendet. Ein besseres oder treffenderes Wort fällt mir nicht ein, denn dies geht völlig ohne Gewalt oder Widerstand des Mädchens von sich, denn diese erträgt gelassen ihr Schicksal und das von der ersten Sekunde. Sie lebt eine Zeit mit ihrem neuen Daddy und der versucht aus seiner Sicht alles, um sie glücklich zu machen bis er eines Tages nicht mehr auftaucht. Statt dessen landet Sal bei der schrulligen Vermieterin, doch auch dort endet ihre Reise nicht. Sie trifft viele verschiedene Individuen und macht schlußendlich einen Selbsterfahrungstrip durch die Wüste. Man darf bei dieser Geschichte nur eines nicht vergessen, zu keinem Zeitpunkt hat Salome das schulpflichtige Alter von 6 Jahren erreicht.

Doch keiner dieser Leute - es sind in manchen Monaten sicher ca. 20 verschiedene Leute, bei denen sie einen Zwischenstop einlegt - kommt auf den Gedanken, dass irgendjemand dieses Kind vermissen könnte. Niemand informiert die Behörden und keiner will sie fest bei sich aufnehmen. Letzteres wäre ja noch nachvollziehbar. Aber einer 4jährigen ein Kehrpaket packen und wieder auf die Straße zu schicken entbehrt selbst in dieser Ego-Gesellschaft jeden gesunden Menschenverstandes. Doch genauso passiert es hier. Wenn man eine Jugendliche findet, kann man ja noch Verständnis haben, dass sie ausreisst, aber bei einem Kleinkind ... wohl kaum.

Sich ein Bild von Sal zu machen fällt schwer. Es gibt bestimmt einen psychologischen Terminus für ein solches Verhalten, denn sie ist vernünftiger und realistischer als alle, die ihr begegnen. Dementsprechend ist es komisch, wenn man liest und an ihren Gedanken teilnimmt und ihr Handeln betrachtet, wenn plötzlich ein Satz auftaucht der lautet :" Ich bin doch erst vier oder fünf." Ach ja, stimmt ja, doch kommt diese Message beim Leser nie richtig an. Man ist dann erschrocken und irgendwie peinlich berührt. Und prompt stellt sich wieder dieses Unverständnis für die Story ein.

Schliesslich landet Sal eines Tages doch bei der Fürsorge. Die Betrachtungsweise der Fürsorgerin impliziert, dass Sal von zwei ihrer Bekanntschaften unsittlich behandelt wurde - jedoch erwähnte Sal nicht mal ein Gefühl des Unwohlseins, wenn sie mit diesen Personen zusammen war. Deswegen wirkt dieser gesamte Prozess - Gegenüberstellung, Aussage - total unglaubwürdig. Man fragt sich während des Lesens schon das ein oder andere Mal, wie es sein kann, dass dieses Mädchen so unversehrt durch die Welt geht, doch man denkt dann, die Welt ist vielleicht doch nicht so schlecht, wie man denkt.

Jedoch denke ich, dass der Verantwortliche im Kinderheim, Sal missbraucht hat.

Zum guten Schluss landet Sal wieder bei ihren Eltern, wo sie augenscheinlich nicht mehr hingehört und sich auch deplaziert fühlt.

Es gibt kein Fazit zu diesem Buch. Es gibt kein "es war gut" oder "es war schlecht".

Es ist ein seltsames Buch.