Eine Familie & Triest zwischen den Kriegen

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Der Roman „Die Liebenden von der Piazza Oberdan“ von Christian Klinger ist im Picus Verlag erschienen und beruht auf einer wahren Geschichte.

Triest zwischen den beiden Weltkriegen. Der junge Vittorio hat den Ersten Weltkrieg überlebt und baut sich in der Zwischenkriegszeit eine Existenz als Rechtsanwalt auf. Als in Italien der Faschismus aufkeimt, hilft er Juden und Slowenen dabei, ausreichend Geld für die Emigration aufzubringen. Vittorios Sohn Pino beginnt unterdessen ein Architekturstudium, das ihn vor der Einberufung in den Zweiten Weltkrieg beschützt. Pino verliebt sich unsterblich in die junge Lehrerin Laura und am Tag, an dem das junge Paar Vittorio von den Hochzeitsplänen erzählen wollten, wird Pino an der Piazza Oberdan von der Gestapo verhaftet.

Christian Klinger beschreibt nicht nur einen Familienepos, der unter die Haut geht, sondern malt auch Triest malerisch. Ich habe mich beim Lesen direkt in die Cafés rund um die Piazza Unità d’Italia, die zur Zeit Vittorios noch Piazza Grande geheißen hat, versetzt gefühlt. Auch Pinos Wanderung zu den Partisanen im Karst, habe ich bildlich vor mir gehabt. Und die Steinzellen in der Risiera di San Sabba haben mir Tränen in die Augen getrieben, vor allem weil ich das ehemalige Konzentrationslager in Triest selbst besucht habe und die Zellen einfach erschreckend sind. Nur, dass Pino in der KZ-Gedenkstätte vorkommt, wusste ich zu meinem Triest-Aufenthalt noch nicht. Christian Klinger hat mich mit seinem Buch nicht nur emotional berührt, das Ende hätte ich mir so nicht erwartet und ganz anders gewünscht, sondern in mir auch die Sehnsucht nach Triest erweckt. Über die Zeit des Faschismus in Italien wusste ich bisher nicht viel und ich würde mir mehr Bücher wie „Die Liebenden von der Piazza Oberdan“ wünschen, die mein Geschichtsinteresse nicht nur für die eigene Geschichte wecken.

„Die Liebenden von der Piazza Oberdan“ ist ein großartiges Buch für alle geschichtsinteressierten Triest-LiebhaberInnen, die auch mit einem Buch leben können, das kein Happy End aufweist.