Unterhaltsam, spannend und informativ!

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susanne probst Avatar

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Meine Gedanken und Eindrücke zu dem Roman „Die Liebenden von der Piazza Oberdan“ von Christian Klinger.

Tragische Liebesgeschichte, italienische Familiensaga, historischer Roman, der in der ersten Hälfte des 20.Jahrhunderts spielt – all das vereint der Roman in sich.

Dem Leser werden die geschichtsträchtigen und folgenschwereren Jahre zwischen dem Ende des Habsburgerreichs und dem Ende des dritten Reichs vor Augen geführt, wobei die Atmosphäre spürbar und sehr authentisch vermittelt wird.

Der Vater Vittorio aus Triest erlebt die Gräuel des ersten Weltkrieges, sein Sohn Pino jene des zweiten.
Die Perspektivenwechsel helfen dabei, diesen beiden Männern näher zu kommen und nachzuvollziehen, was in ihnen vorgeht.

Beide Männer ergreifen angesehene Berufe.
Vittorio wird Rechtsanwalt, Pino wird Architekt.
Beide Mönner finden ihre Liebe.
Der Vater heiratet Elise, der Sohn liebt die junge Lehrerin Laura.
Beide Männer geraten in Gefahr. Der Vater unterstützt politisch Verfolgte im faschistischen Italien, der Sohn hat während des zweiten Weltkrieges Kontakt zu Partisanen.

Der Autor erzählt unaufgeregt, feinfühlig und mit Bedacht, wodurch es ihm gelingt, den Leser in die Geschichte hineinzuziehen.
Die Charaktere werden lebendig, glaubhaft und differenziert dargestellt.

An die Zeitsprünge muss man sich erst etwas gewöhnen. Die nicht-chronologische Erzählweise ist zunächst etwas befremdlich, aber mit der Zeit wird sie einem vertraut, erscheint sie interessant und gewinnt sogar an Charme. Es ist wie ein Gedankenfluss... ein ungehemmter und frei fließender Strom an Assoziationen. Man springt mit dem Autor hin und her, ist mal hier mal da.

Es ist kein Buch für nebenher. Man sollte sich Zeit nehmen und darauf einlassen.

Es war für mich äußerst interessant und bereichernd, in die Jahre nach dem ersten Weltkrieg in Italien einzutauchen. Der Autor vermittelt gekonnt, wie die faschistischen Strömungen auftauchen und immer stärker werden.
Das Triest in der Habsburgermonarchie, das Triest unter Mussolini, das Triest, das von den Nazis besetzt wird - interessant und erschütternd.

Der Roman hat mich absolut überzeugt und bekommt einen Dauerplatz in meinem Bücherregal!