Lustlose Leser unerwünscht

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heidersv Avatar

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Lustlose Leser unerwünscht
„Die lustlosen Touristen“ so heißt das Buch von Katixa Agirre, einer baskischen Autorin, die ihre Bücher selbst ins Spanische übersetzt. Das ist auch die deutsche Übersetzung des spanischen Titels. Aber erstaunlicherweise heißt das Original ins Deutsche übersetzt: „Warten, bis es aufhört“. Ein Titel, der dem Buch eindeutig gerechter wird als dieses eine Zitat aus dem Buch, das zudem nur eine Randnotiz der Gesamtgeschichte darstellt.
Es wird die Geschichte eines Paares erzählt, das sich aufmacht, die baskische Heimat der Frau zu erkunden, ganz langsam und gemächlich, aber dafür akribisch und detailversessen. Doch diese Geschichte, die sozusagen das Gerippe der Erzählung bildet, tritt mehr und mehr in den Hintergrund, weil Stück für Stück die unschöne Wahrheit über die Frau ans Licht kommt, über ihre Mutter, über ihre Herkunft. Nur kommt sie nie dazu, das ihrem Mann zu sagen. Und wieso das so ist, das wird ausführlich beschrieben, da werden reichlich Umwege gegangen. Deshalb werden „lustlose Leser“ spätestens nach gut 100 Seiten dieses Buch eher weglegen, weil es ständig scheinbar abschweift. Auch der Schluss lässt offen, ob Gustavo (der Ehemann) jemals erfährt, dass seine Frau gar keine Halbwaise ist, sonders dass ihr Vater ein ETA-Terrorist ist. Wobei „Terrorist“ nur aus der spanischen Sichtweise, nicht aus der baskischen. Und in diesem Zwiespalt ist das ganze Buch geschrieben.
Also defintiv keine leichte Kost und trotz der nur gut 200 Seiten ein Buch, das man nicht „mal so eben“ wegliest.