Die Mädchenwiese

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Ein kleines idyllisches Dorf im Spreewald. Plötzlich verschwindet ein junges Mädchen. Spurlos! Die Mutter und der jüngere Bruder machen sich große Sorgen und denken zuerst, dass sie nur weggelaufen ist. Parallel dazu wird der Leser 20-30 Jahre zurückversetzt. Im gleichen Ort gab es damals ein junges Mädchen, die viel Leid erfahren hat. Als sie dann endlich ihre große Liebe trifft und den Mann ihrer Träume heiratet, stellt sich das bald als sehr große Dummheit heraus. Hauptfiguren sind zum einen Lisa, Ihre Mutter, ihre restliche Familie und die Ich-Erzählerin Berta. Dann gibt es da noch einen jungen Mann, der früher bei der Kripo war, jetzt Besitzer der Dorfkneipe ist und ein dunkles Geheimnis mit sich trägt.

Der Realitätsbezug war für mich sensationell. Ich hab selten so über so viele einzelne Detail in einem deutschen Thiller gelesen. Man konnte sich wunderbar in alle Schauplätze, Charaktere und Szenen hineinversetzen. Besonders hervorzuheben sind die ständigen Szenenwechsel zwischen heute und damals. Ständig, fast nach jedem Absatz, baut der Autor Spannung rein und man will eigentlich schon 10 Seiten nach vorn blättern und zu wissen wie es weiter geht. Etwas langatmig waren für mich die Passagen über die 4 Freunde Norman, Alex, Ben und Paul. Das war anfangs etwas verwirrend und es hätten sicherlich auch 3 Freunde gereicht, damit man den Überblick nicht verliert. Trotzdem sehr gut durchdacht und bis kurz vorm Schluss noch voller Überraschungen, obwohl man da schon denkt, dass man das Ende kennt.

Von der Grundidee sicherlich nicht neu und auch schon in amerikanischen Thrillern gelesen aber mit soviel Leben und Fantasie beschrieben, dass man das Buch in wenigen Tagen durchgelesen hat.

An einigen Stellen hätte ich mir noch etwas mehr Korrektur bzw. Recherche gewünscht. Meines Erachtens handelt es sich um Halbgeschwister und nicht um Stiefgeschwister wenn 2 Kinder den gleichen Vater aber unterschiedliche Mütter haben. Außerdem war es für mich ein bisschen unverständlich warum jemand von Jugendlichen beim Spitznamen genannt wird, die jungen Mädchen, vor allem Lisa aber immer nur den vollen Namen sagen. Ein klein Bisschen gestört hat mich dann auch, dass Bauer Schulze von einem Verbrechen von vor 20 Jahren sprach, die alte Frau zu dem Zeitpunkt aber nicht älter als Mitte 50 sein konnte. Ist man mit 50 schon eine alte Hexe? Bei der Beschreibung zu Anfang hätte ich eher an eine Frau über 70 gedacht. Aber das alles tut der brillanten Story keinen Abbruch. Ich vergebe guten Gewissens 5 Punkte. Der Autor hat mich voll und ganz überzeugt.