Zäh wie Kaugummi...

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°°° Gestaltung des Buches °°°

Schon wenn man den Roman das erste Mal zur Hand nimmt, macht das Buch einen wirklich tollen Eindruck. Es gibt einen mit Zeichnungen verzierten Schutzumschlag, der die Hauptpersonen Ravi und Blanche, sowie einen kleinen verschlungenen Eiffelturm links unten in der Ecke zeigt, der dem Leser schon einen ersten Hinweis auf den Ort des Geschehens gibt. Schlägt man die erste Seite auf, so sieht man eine Bleistiftzeichnung von Paris, die alle Häuser detailliert zeigt, die für die Handlung wichtig sind. Auch auf der letzten Seite des Buches befindet sich ein Stadtplan, der dem Leser zur Orientierung dient. Vor jedem neuen Kapitel befindet sich zudem ein Zierrahmen, der den Roman zusätzlich noch ansprechend wirken lässt.

°°° Hauptpersonen °°°

--- Ravi ---

E

r ist ein geheimnisvoller junger Mann, der als Zauberkünstler in Paris unterwegs ist und stets mit weißen Handschuhen und einem samtenen blauen Umhang bekleidet ist. Mit seiner reizenden Assistentin Blanche hat er zurzeit ein Engagement im Bobino, einem angesehenen Pariser Nachtetablissement. Gemeinsam wohnen die beiden im kleinen Hotel Jardin, das vom Ehepaar Esmee und Alphonse betrieben wird. Schon bald werden dort auch die Eheleute, die Kellnerin Justine und die Küchenhilfe Mischa von der Societe Silencieuse, einer Magiergemeinschaft, in geheimnisvolle Machenschaften hineingezogen, gegen die sie vollkommen machtlos sind.

--- Blanche ---

Eine junge zierliche Frau mit blasser Haut und weißblonden Haaren, die schon seit Jahren privat als auch beruflich Ravis Partnerin ist. Die beiden verstehen sich meist ohne Worte und sind durch die Magie, die sie wirken können stets miteinander verbunden. Während des gesamten Romans liegt die kleine Blanche jedoch in einer Art Zauberschlaf, der durch den Biss in einen magischen Apfel hervorgerufen wurde, sodass man kaum nähere Informationen zu ihrer Figur erhält.

--- Mr. Barneby und Celeste ---

Die beiden geben ein wahrhaft geheimnisvolles Duo ab, das durch eine Art Hass Liebe miteinander verbunden ist. Beide lassen sich nur schwer in die Karten schauen und umgeben sich mit zahlreichen Geheimnissen, sodass man ihren wahren Charakter nur schwerlich ergründen kann. Mr. Barneby für seinen Teil ist ein wohlhabender Engländer, der sich stets gebildet und kultiviert gegenüber seinen Mitmenschen verhält. Des Öfteren sieht man ihn mit seiner schwarzen Katze Serafina, die, wie sich im Verlauf des Romans noch herausstellen wird, Celeste ist, durch das Jardin gehen.

--- weitere Personen ---

-          Gaspard

-          Orlando und Chloderic

-          Philbert (Inhaber des Bobino)

°°° Inhalt °°°

Nachdem Ravi und Blanche eine Anstellung im Variete Bobino in Paris zugesagt bekommen haben, scheint ihre Karriere sich ihrem Gipfel zu nähern. Jeder in Paris kennt ihren Namen und jeden Abend ist das Bobino bis auf den letzten Platz besetzt. Die ersten sechs Tage ihrer Anstellung verlaufen reibungslos, doch am siebten Tag der Woche, dem Sonntag, verläuft der Zaubertrick „Romeo und Julia im Land der Pharaonen“, bei dem sich beide Zauberkünstler aus Sarkophagen, die sich langsam mit Sand füllen, befreien müssen, nicht nach Plan. Als der Schalter zur Öffnung von Ravis Sarkophag klemmt, sieht dieser sich gezwungen, wahre Magie einzusetzen, um Blanche noch rechtzeitig aus ihrem sandigen Gefängnis befreien zu können. Damit begingen die beiden jedoch einen schweren Fehler, denn der Einsatz von Magie vor nichtmagischen Menschen ist strengstens verboten und so dauert es nicht lange, bis die ersten Angestellten der Societe Silencieuse ihren Weg nach Paris finden, um sich des Problems anzunehmen. Zu dieser Zeit befindet sich Blanche jedoch schon in einer Art Zauberschlaf, der durch den Biss von einem magischen Apfel hervorgerufen wurde.

Mit der Ankunft der Zauberkundigen im Jardin bleibt die Zeit stehen. Alles Weltliche kehrt in der Nacht wieder an seinen ursprünglichen Standort zurück, nur alles Magische bleibt bestehen. So sind auch die Menschen gezwungen sieben mal aufs neue den selben Sonntag zu leben, der jedoch durch den Eingriff der Magier stets einen anderen Tagesablauf für sie bereithält. Auch die Erinnerungen der Menschen schwinden in der Nacht dahin und ein geheimnisvoller, düsterer Schatten scheint sich Paris zu bemächtigen, den nur die Magier mit vereinten Kräften wieder vertreiben können.

°°° Mein Eindruck °°°

Zu Beginn machte der Roman noch einen sehr guten Eindruck auf mich, es wird alles sehr genau und detailliert beschrieben, sodass man sich sogar die Zauberkunststücke von Ravi und Blanche wunderbar vorstellen kann. Es war wirklich zauberhaft, einen kleinen Einblick in die Welt der Zauberkünstler zu erhalten und nebenbei wird an dieser Stelle auch der eine oder andere Zaubertrick der alten Meister verraten. Doch schon nach wenigen Seiten wurde meine Euphorie über diesen fantastievollen Roman gedämpft, als Blanche in einen Apfel beißt, der wie sie selbst sagt, ihre Beziehung zu Ravi vollkommen verändern wird. Doch schon hier wird der Leser vor vielen Rätseln allein stehen gelassen und man fragt sich immer wieder, was es mit diesem Apfel nun genau auf sich hat.

An der Sprache des Autors bemerkt man sehr schnell, dass hier jemand seine Arbeit meisterlich beherrscht. Es handelt sich um eine leicht gehobene Sprache, die etwas altertümlich und der Zeit der Handlung wunderbar angepasst erscheint. Durch die verschiedenen Sprachebenen werden die Charaktere indirekt charakterisiert, da der Autor weitestgehend auf eine direkte Charakterisierung verzichtet. Jedoch wirkt die Sprache auf mich teilweise etwas nüchtern und emotionslos, sodass ich selbst als Leser durch die sprachliche Gestaltung des Romans nicht wie bei anderen Büchern in die Handlung hineingezogen werde. Manche Satzkonstruktionen sind nämlich wirklich sehr kompliziert, sodass man über das ein oder andere Fremdwort oder eine seltsam anmutende Satzkonstruktion des Öfteren stolpert, was den Lesefluss an vielen Stellen ins Stocken geraten lässt. Was ich jedoch gut finde, ist dass der Autor stets darum bemüht ist, die Leser durch direkte Anrede mit in den Roman einzugliedern, was ihm an den meisten Stellen auch wirklich gut gelungen ist.

Jedes der sieben Kapitel, das in Tage untergliedert ist, lässt die einzelnen Hauptpersonen das Geschehen aus ihrer eigenen Sicht schildern. Alle erzählen also nur das, was sich vor ihren Augen abgespielt hat, oder teilen dem Leser ihre eigene Meinung mit, sodass man einen umfangreichen Überblick über das Geschehen erhält. Dennoch gelingt es dem Autor nicht, jedem seiner Charaktere einen unverwechselbaren Charakter einzuhauchen, oder ihnen eine gewisse Charaktertiefe zu verleihen.

Obwohl der Roman sprachlich wirklich viel zu bieten hat, weist er inhaltlich noch viele Schwachpunkte auf, die das Lesevergnügen beträchtlich schmälern. So gelingt es dem Autor nicht, den anfangs aufgebauten Spannungsbogen aufrecht zu erhalten und die Geschichte flacht nach einiger Zeit ab. Auch das Lesen bereitet an solchen Stellen wirklich keine Freude mehr, da sich die Handlung wie ein zäher Kaugummi hinzieht. Zudem hatte ich nach der Lektüre dieses Buches das Gefühl, den Inhalt nicht richtig verstanden zu haben. Bei keiner einzigen Sequenz des Romans wird der Leser an die Hand genommen und ihm die komplizierte Handlung näher erläutert, sodass am Ende wirklich übertrieben viele Geheimnisse noch offen bleiben. So zum Beispiel die Sache mit den magischen Äpfeln, oder der geheimnisvollen Societe Silencieuse, über die man nie etwas Näheres erfährt.

°°° Fazit °°°

Für mich persönlich war dieses Buch leider wirklich nichts, denn nach dem Lesen hatte ich nicht das Gefühl, dass mir der Roman irgendetwas vermittelt hat und ich konnte mich schon wenige Tage nach der Lektüre nicht mehr genau an den Inhalt erinnern. Jedoch rettet die wirklich gelungene Sprache diesen Roman vor dem inhaltlichen Fiasko. Dennoch kann ich diesen Roman leider nicht weiterempfehlen und vergebe deshalb nur 2 von 5 Sternen.

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