Sprachlich poliert, inhaltlich überfrachtet

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singstar72 Avatar

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Das neueste Werk des Bestseller-Autors Jean-Christophe Grangé konnte mich leider nicht überzeugen. An das Niveau des Welterfolgs "Die Purpurnen Flüsse" reicht es kaum heran, wirkt eher wie eine "Kopfgeburt".

Es ist schlicht und ergreifend zu lang. Die Handlung an sich bewegt sich auf gut mittlerem Thriller-Niveau, wird aber durch einen seltsamen erzählerischen Furor des Autors über Gebühr ausgewalzt. Nach 100 Seiten hatte ich durchaus begriffen, dass er von den damaligen Machthabern nicht viel hält - alles sadistische und intellektuell eher minder bemittelte Trunkenbolde. Dafür hätte ich aber keine 700 Seiten gebraucht.

Sprachlich bietet das Buch durchaus genussvolle Stellen; gleichzeitig kommt es mir aber so vor, als habe die Übersetzung möglicherweise manche Stellen ins Flapsige gleiten lassen. Manche Ausdrucksweisen oder Dialoge ließen mich meine Augenbrauen heben.

Am interessantesten fand ich nicht die Thriller-Handlung, sondern damalige Zu- und Umstände. Wie man zum Beispiel Geisteskranke "behandelte", oder der damalige Stand der Psychoanalyse- oder eben deren Fehlen. Sympathisch war mir keine einzige der drei Hauptfiguren. Sollten es wohl auch nicht sein.

Wem kann man dieses Buch empfehlen? Fans des Autors vermutlich. Und Menschen, die bereit sind, in ein grelles Porträt der Nazi-Herrschaft einzutauchen.