Achte auf die Anzahl der Elstern...

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
bovary Avatar

Von

Alter englischer Kinderreim über Elstern (S. 67, Morde von Pye Hall)

One for sorrow,
Two for joy,
Three for a girl,
Four for a boy,
Five for silver,
Six for gold,
Seven for a secret,
Never tob e told.

Eine fürs Leid
Zwei für das Glück
Drei für ein Mädchen
Und vier fürs Gegenstück
Fünf für Silber
Sechs für das Gold
Und sieben für ein Geheimnis,
Das keiner wissen sollt.

Covergestaltung:
Sehr schön gestaltetes Cover, mit einer Elster in einem schwarzen Baum auf rotem Hintergrund. Die Elster hält eine Kette mit Anhänger in Dolch-Form im Schnabel.
Das Cover passt zum englischen Titel (Magpie Murders auf Deutsch: Elstern-Morde).
Und es hebt sich, wie ich finde, von der (mehrheitlich) immer gleichen Gestaltung von Krimi-Covern ab.


Inhalt (gemäss innerer Umschlagklappe):
Susan Ryeland, Lektorin bei Cloverleaf Books, arbeitet schon seit Jahren mit dem Bestsellerautor Alan Conway zusammen.
Die Leser lieben seine Krimis mit dem Detektiv Atticus Pünd, der seine Fälle charmant wie Hercule Poirot zu lösen pflegt.Doch in seinem neuesten Fall ist nichts wie es scheint. Zwar gibt es zwei Leichen in Pye Hall und auch diverse Verdächtige, aber die letzten Kapitel des Manuskripts fehlen und der Autor ist verschwunden.
Ein merkwürdiger Brief legt nahe, dass er sich das Leben genommen hat. Susan Ryeland muss selbst zur Detektivin werden, um nicht nur den Fall der Morde von Pye Hall zu lösen, sondern auch die Umstände des Todes von Alan Conway zu enträtseln.

Meinung:
Der Roman «Die Morde von Pye Hall» besteht eigentlich aus zwei Romanen. Es handelt sich dabei um ein Buch in einem Buch.

Zuerst lernt der Leser Susan Ryeland kennen, die Cheflektorin eines kleinen Londoner Verlags namens Cloverleaf Books ist. Sie ist über 40, ein wenig chaotisch, hat eine zweistöckige Wohnung mit viel zu vielen Büchern und einen englisch-griechischen «Teilzeitfreund» namens Andreas.
Nach dieser kurzen Einführung macht der Leser eigentlich das Gleiche, das auch Susan macht:
Er liest das Manuskript «Morde von Pye Hall» von Alan Conway, welches einen Erzähler in der 3. Person hat. Es ist der achte Krimi der Atticus Pünd Reihe. Die Reihe spielt in den späteren 1940er und früheren 1950er Jahren. Dieser Fall im speziellen spielt im Juli 1955. Atticus Pünd ist halb Grieche und halb Deutscher, ehemaliger Polizist und jetzt als Detektiv in England tätig.
Witzig fand ich, dass sich am Anfang des Manuskripts als erstes ein paar Seiten befinden, welche Überschriften wie «Über den Autor», «Weitere Titel aus der Atticus Pünd Reihe» und «das sagt die Presse» haben. Wenn man bedenkt, dass ja alles rein fiktional ist. Den Autor Alan Conway gibt es in Realität ja genau so wenig, wie die restlichen sieben Atticus Pünd Romane (was eigentlich sehr schade ist, da ich den Atticus Pünd Teil besser als den Anderen fand, aber zum anderen Teil später noch).
Wer schon einmal einen Agatha Christie Krimi gelesen hat, wird schnell merken, dass Horowitz sich kräftig bei ihr bedient hat. Bei Atticus Pünd (Hercule Poirot) fängt es ja schon an. Aber auch die Personen, die Landschaft und die Art des Falles, lassen immer wieder an Agatha Christie denken. Ich fand das ganze deshalb auch gelungen, da es ja nicht wirklich ein «Hercule Poirot» Krimi ist, sondern doch etwas Eigenständiges und das macht es in meinen Augen eben aus.
Über den eigentlichen Inhalt möchte ich eigentlich nichts sagen, sonst hat man schon zu viel verraten.
Mein Tipp: einfach sehr aufmerksam lesen, damit man die Anspielungen nicht übersieht, obwohl einige davon im Gegenwarts-Teil aufgelöst werden.

Der Tipp gilt aber auch für den anderen Teil, welcher in der Gegenwart spielt und ebenfalls ein Kriminalfall ist und immer wieder parallelen zum Atticus Pünd Roman aufweist. Was ja an und für sich kein Wunder ist, geht es doch darum, herauszufinden wo das letzte Kapitel von «Die Morde von Pye Hall» verblieben ist und ob der Tod des Autors Alan Conway ein Selbstmord oder möglicherweise ein Mord war.
Hier muss sich Susan Ryeland, die der Leser ja schon kennengelernt hat, als Detektivin beweisen. Dieser Teil hat dann auch Susan als Ich-Erzählerin und der Leser folgt ihr bei «Zeugenbefragungen» und durch ihren Alltag als Lektorin. Man erfährt auch so einiges aus dem modernen Verlagswesen und wie gewisse Autoren so ticken (ob Anthony Horowitz so ähnlich wie Alan Conway ist? Hoffen wir es nicht!).
Hier gibt es nicht nur Anspielungen auf Agatha Christie Romane, sondern auch zu Fernsehserien (Horowitz hat ja auch Drehbücher für «Inspector Barnaby» verfasst).
Und Agatha Christies Enkel hat sogar einen Kurzauftritt.

Den Roman fand ich an und für sich sehr gut lesbar, aber eben man muss ihn schon sehr aufmerksam lesen, immerhin ist es ein Krimi verteilt auf zwei Teile, welche schon ein ziemliches Verwirrspiel bilden.
Beide Teile sind auch eher ein «whodunit» Krimi, also nichts mit wilden Verfolgungsfahrten oder sonst gearteter Action. Wer lieber Action mag, ist mit «Die Morde von Pye Hall» schlecht bedient. Wer gerne Agatha Christie liest oder auch englische Krimiserien à la «Inspector Barnaby», «Lewis» oder «Poirot» im TV ansieht, dem wird Anthony Horowitz Roman sicher gefallen.