Zwischenwelt

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sissidack Avatar

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Patrick Hamann schreibt nur in seiner Freizeit während langer Fahrzeiten in öffentlichen Verkehrsmitteln. Er ist also Hobbyautor.

Mit viel Fantasie schildert der Autor eine Welt zwischen Leben und Tod. Für diese Dimension entwirft er traurige, triste Umweltszenarien. Schroffe Feldformationen, dunkel unheimliche Wälder, ausgedehnte Graslandflächen wechseln - teils zu abrupt - einander ab. Überall wimmelt es nur so von Ungeheuern, Bestien, Monstern und ähnlichem Getier.

Zwischen all diesen natürlichen Widrigkeiten erscheint dann plötzlich eine riesige Stadt. Sie ist umgeben von gigantischen Mauern zur Sicherung vor den genannten Bestien. Im Gegensatz dazu existieren kleine Siedlungen mit windschiefen Häuschen durch deren Ritzen der Wind stürmisch pfeift.

Überhaupt ist Sturm in jeder Variante ein ständig gegenwärtiges Wetterphänomen. Ich habe bisher noch nie wahrgenommen, wie viele Sturmarten es gibt. So z.B. Schneesturm, stürmischer Regen, Sturm in Orkanstärke, peitschender Regen usw. usf. Jedenfalls herrschen in der Zwischenwelt extreme Witterungsverhältnisse.

Schwierig sind auch die Charaktere der "Toten". Der Protagonist Lennox hat echte Probleme mit der Einschätzung seiner Kampfgefährten. Wer zu Beginn der abenteuerlichen Wanderschaft loyal erschien entpuppt sich als Person, die nur den eigenen Vorteil im Sinn hat. Die Reisegruppe ist immer für eine Überraschung gut.

Viel Vorstellungskraft zeigt der Autor in seiner Beschreibung des städtischen Lebens. Moderne Strukturen werden mit Praktiken des Mittelalters unserer Gesellschaft gekoppelt. Dies fand ich recht gut.

Wie bei uns normalen Sterblichen und Gesellschaftsstrukturen gibt es Herrscher, die sic offen oder auch indirekt bekämpfen. Dazwischen bewegen sich all die Seelen, die noch nicht im endgültigen Totenreich angekommen sind. Sie sind behaftet mit gedrückten Stimmungen und sehen in ihrem Dasein keine Perspektive. Sie vegetieren sozusagen dahin.

Patrick Hamann versucht während der gesamten Handlung ständig ein Höchstmaß an Spannung zu halten. Dies ist eigentlich unmöglich und schadet dem Romanverlauf mehr als es nutzt.

Was mir ebenfalls auffiel: der Autor scheint eine Art "Lieblingsredewendung bzw. - worte" zu haben. Hier einige der häufigsten: "nichtsdestotrotz", "nach wie vor", " Herzschlag", "Atemzüge", "bloß" (unmäßig viel verwendet), "zweifelsohne", "Wimpernschlag".
Auf die maßvolle Anwendung dieser sollte er zukünftig unbedingt achten.
Aufgefallen ist mir auch eine Beschreibung die besagt, dass etwas im schwärzesten Schwarz erstrahlt. Wie Schwarz ist denn das? Er schreibt auch oft, dass jemand über seine eigenen Füße stolpert oder fast gestolpert ist.
Ein Protagonist ist z.B. innerhalb eines Herzschlages eine gigantische Treppe empor geeilt. Wie soll das gehen?
Weiterhin beschreibt Hamann einen räumlichen Abstand mit der Redewendung "in einiger Ferne". Für mich ein Widerspruch in sich. Ferne ist fern - also weit. Einige oder hier "einiger" ist wenig bzw. weniger. Diese Wortfügung ist überdenkenswert.

Patrick Hamann ist trotz der kleinen Anmerkungen ein Autor mit viel Potential. Vielleicht sollte ein neuer Roman nicht ganz so umfangreich ausfallen. Auch dadurch ist es möglich, Aktion zu bündeln.