Zwischen zwei Kulturen und zwei Generationen
"Die Woche war eine einzige Cartoon- und Drogenparty gewesen, bis vor einer Stunde, als ich meine Tante Shirin gegen Kaution aus dem Gefängnis von Aspen holen musste, wo sie wegen versuchter Prostitution festgehalten wurde."
So beginnt das Erstlingswerk der im Iran geborenen und in Los Angeles aufgewachsenen Schriftstellerin Sanam Mahloudji.
Das Cover der Ausgabe ist bereits ein Hingucker und erinnert mich ein wenig an die Pop Art-Drucke, die in den 60er Jahren in Mode kamen. Die Frau auf dem Cover, die haarscharf an dem Betrachter vorbeizuschauen scheint, wirkt geheimnisvoll und distanziert.
Überzeugt hat mich schlussendlich jedoch der nüchterne und dabei humorvolle, bildreiche Schreibstil der Leseprobe, der mich sofort in das Geschehen zog und die Szenen vor meinen Augen auferstehen ließ.
Die Leseprobe ist in zwei Kapitel mit einer unterschiedlichen Erzählperspektive gegliedert. Zuerst lernen wir Bita kennen und durch sie ihre (laute, exaltierte) Tante Shirin, die im zweiten Kapitel zu Wort kommt. Die Kontrastierung beider Erzählperspektiven erscheint mir bislang sehr gelungen. Insbesondere Shirin, eine Frau voller Gegensätze, hat mir im zweiten Kapitel die ein oder andere Überraschung bereitet. Hatte sie anfänglich auf mich noch einen oberflächlichen, überwiegend auf Luxus und (Drogen-)Konsum fixierten Eindruck gemacht, war ich überrascht über die im zweiten Kapitel gelieferten Erklärungen.
Seit 1979, mit dem Sturz des Schahs, sind die Töchter der hochgestellten iranischen Familie Valiat im amerikanischen Exil. Ihre Mutter, die noch immer Heimat, Tradition und Stolz verkörpert, blieb damals allein mit der Enkelin in Iran zurück.
Die Geschichte setzt auf dem alljährlich stattfindenden Familientreffen in Aspen ein, 1 Jahr nach dem Tod von Sima (Shirins Schwester und Bitas Mutter). Dort laufen die Dinge eindeutig aus dem Ruder und der Katalysator für die interfamiliären Veränderungen ist Shirins Aufenthalt in einer Arrestzelle auf der örtlichen Polizeistation, aus der Bita sie gegen Kaution herausholt. Im Verlauf der Leseprobe erfährt man, dass Shirin sich in Amerika nie wohlgefühlt hat, obwohl sie im Westen Karriere machen und sich Anerkennung verschaffen konnte, die ihr in ihrer alten Heimat verwehrt geblieben wären.
Die Ereignisse in Aspen ziehen Kreise wie ein Stein im Wasser und lösen nicht nur bei Shirin, sondern auch bei den übrigen Familienmitglieder eine Auseinandersetzung mit der eigenen Identität aus, mit den Begriffen Heimat, Fremde und Zugehörigkeit.
Die Spannung steigt langsam. Im ersten Kapitel wird sie vorrangig durch die lebendige Schilderung der Ereignisse beim Familientreffen in Aspen erzeugt, während mich im zweiten Kapitel nicht nur die Frage nach den drohenden Konsequenzen sondern auch die Rückblicke in die Familiengeschichte immer weiterlesen ließen.
Die Charaktere (Bita, Shirin und ihre nähere und entferntere Familie) sind bereits innerhalb dieser 50 Seiten Leseprobe facettenreich und glaubwürdig. Sie machen Fehler, handeln irrational, sind gegensätzlich und vor allem nicht immer sympathisch, aber sie haben mein Interesse geweckt und Lust darauf gemacht, sie näher kennen zu lernen.
Besonders Shirins Gegensätzlichkeit und ihre inneren Konflikte machen sie zu einer interessanten Hauptperson.
Bita habe ich bislang überwiegend in einer passiven Beobachterrolle wahrgenommen - sie schien im ersten Kapitel eher jemand zu sein, dem Dinge passieren, als dass sie versucht, sie selbst in die Hand zu nehmen. Ich bin gespannt, wie sie sich im Laufe der Handlung entwickelt.
Ich hoffe, dass die Geschichte sich im weiteren mit Themen wie der eigenen Identität und dem kulturellen Erbe auseinandersetzt und möchte das Buch unbedingt weiterlesen, um herauszufinden, wie Bita und Shirin diese Fragen am Ende für sich beantworten werden - und welche Konflikte sie erkennen und bewältigen müssen, um diese Antworten zu finden. Und zuletzt möchte ich erfahren, wie diese Antworten die Dynamik innerhalb der Familie verändern.
So beginnt das Erstlingswerk der im Iran geborenen und in Los Angeles aufgewachsenen Schriftstellerin Sanam Mahloudji.
Das Cover der Ausgabe ist bereits ein Hingucker und erinnert mich ein wenig an die Pop Art-Drucke, die in den 60er Jahren in Mode kamen. Die Frau auf dem Cover, die haarscharf an dem Betrachter vorbeizuschauen scheint, wirkt geheimnisvoll und distanziert.
Überzeugt hat mich schlussendlich jedoch der nüchterne und dabei humorvolle, bildreiche Schreibstil der Leseprobe, der mich sofort in das Geschehen zog und die Szenen vor meinen Augen auferstehen ließ.
Die Leseprobe ist in zwei Kapitel mit einer unterschiedlichen Erzählperspektive gegliedert. Zuerst lernen wir Bita kennen und durch sie ihre (laute, exaltierte) Tante Shirin, die im zweiten Kapitel zu Wort kommt. Die Kontrastierung beider Erzählperspektiven erscheint mir bislang sehr gelungen. Insbesondere Shirin, eine Frau voller Gegensätze, hat mir im zweiten Kapitel die ein oder andere Überraschung bereitet. Hatte sie anfänglich auf mich noch einen oberflächlichen, überwiegend auf Luxus und (Drogen-)Konsum fixierten Eindruck gemacht, war ich überrascht über die im zweiten Kapitel gelieferten Erklärungen.
Seit 1979, mit dem Sturz des Schahs, sind die Töchter der hochgestellten iranischen Familie Valiat im amerikanischen Exil. Ihre Mutter, die noch immer Heimat, Tradition und Stolz verkörpert, blieb damals allein mit der Enkelin in Iran zurück.
Die Geschichte setzt auf dem alljährlich stattfindenden Familientreffen in Aspen ein, 1 Jahr nach dem Tod von Sima (Shirins Schwester und Bitas Mutter). Dort laufen die Dinge eindeutig aus dem Ruder und der Katalysator für die interfamiliären Veränderungen ist Shirins Aufenthalt in einer Arrestzelle auf der örtlichen Polizeistation, aus der Bita sie gegen Kaution herausholt. Im Verlauf der Leseprobe erfährt man, dass Shirin sich in Amerika nie wohlgefühlt hat, obwohl sie im Westen Karriere machen und sich Anerkennung verschaffen konnte, die ihr in ihrer alten Heimat verwehrt geblieben wären.
Die Ereignisse in Aspen ziehen Kreise wie ein Stein im Wasser und lösen nicht nur bei Shirin, sondern auch bei den übrigen Familienmitglieder eine Auseinandersetzung mit der eigenen Identität aus, mit den Begriffen Heimat, Fremde und Zugehörigkeit.
Die Spannung steigt langsam. Im ersten Kapitel wird sie vorrangig durch die lebendige Schilderung der Ereignisse beim Familientreffen in Aspen erzeugt, während mich im zweiten Kapitel nicht nur die Frage nach den drohenden Konsequenzen sondern auch die Rückblicke in die Familiengeschichte immer weiterlesen ließen.
Die Charaktere (Bita, Shirin und ihre nähere und entferntere Familie) sind bereits innerhalb dieser 50 Seiten Leseprobe facettenreich und glaubwürdig. Sie machen Fehler, handeln irrational, sind gegensätzlich und vor allem nicht immer sympathisch, aber sie haben mein Interesse geweckt und Lust darauf gemacht, sie näher kennen zu lernen.
Besonders Shirins Gegensätzlichkeit und ihre inneren Konflikte machen sie zu einer interessanten Hauptperson.
Bita habe ich bislang überwiegend in einer passiven Beobachterrolle wahrgenommen - sie schien im ersten Kapitel eher jemand zu sein, dem Dinge passieren, als dass sie versucht, sie selbst in die Hand zu nehmen. Ich bin gespannt, wie sie sich im Laufe der Handlung entwickelt.
Ich hoffe, dass die Geschichte sich im weiteren mit Themen wie der eigenen Identität und dem kulturellen Erbe auseinandersetzt und möchte das Buch unbedingt weiterlesen, um herauszufinden, wie Bita und Shirin diese Fragen am Ende für sich beantworten werden - und welche Konflikte sie erkennen und bewältigen müssen, um diese Antworten zu finden. Und zuletzt möchte ich erfahren, wie diese Antworten die Dynamik innerhalb der Familie verändern.