bezaubernder Südstaatenepos

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ravenna Avatar

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Als ich dir LP beendet habe, fühlte ich mich, als wenn ich aus einem Traum erwacht bin: einen Traum, indem man sofort wieder zurück möchte. Man fühlt sich plötzlich verloren und allein gelassen.
Bereits diese ersten Seiten dieses Romans von Catherine Tarley haben mich begeistert – regelrecht gefangen genommen und mitgetragen ins 18 Jahrhundert, in eine Zeit, in der sich das heutige Amerika noch nicht gefunden hat. In eine Zeit, voller Unruhen, in Mitten des Bürgerkrieges zwischen den Nord- und Südstaaten. Von all der herrlichen kolonialen Pracht des Südens ist nicht mehr viel übrig. Die Besitzer der Plantagen kämpfen um ihr Überleben und den Erhalt dessen, was ihre Vorfahren mit harter Arbeit aufgebaut und erwirtschaftet haben.
Und in Mitten dieser Zerstörung und Machtkämpfe trifft man auf eine Frau, die durch den Krieg so ziemlich alles verloren hat: ihr Mann ist im Krieg gefallen und ihre Besitztümer weites gehend zerstört. Allein versucht sie sich zurück zu kämpfen und ihre Plantage wieder aufzubauen und das ganz ohne den Besitz von Sklaven. Doch damit nicht genug, muss sie sich auch die gesellschaftlichen Grenzen behaupten.
Lange hat mich keine Leseprobe so tief beeindruckt, berührt und mitgerissen, wie diese zu dem Roman von Catherine Tarley „Die Plantage“. Durch eine Vielzahl von stilistischen Mitteln, schafft es die Autorin den Leser mitzunehmen ins südliche Amerika des 18. Jahrhundert. Man kann förmlich den Geruch des Todes und Blutes, von Staub und Dreck sowie die von Schwarzpulver verhangene Luft auf dem Schlachtfeld riechen – auf der Zunge schmecken. Man kann den Schmerz, den der Unbekannte englische Soldat empfindet selbst spüren und zuckt bei jeder Bewegung des Pferdes zusammen. Die Verzweiflung von Antonia ist so greifbar und auch hat man das Gefühl in Mitten ihres zerstörten Herrenhauses zu stehen und sich umzusehen.
Mich hat diese LP vollkommen überzeugt und ich verspüre den inneren Drang mehr Lesen zu wollen. Den Drang Antonia bei ihrem Plänen zur Erhaltung ihrer Plantage zu zusehen – ja regelrecht mitzuhelfen. Und natürlich brenne ich darauf zu erfahren, wer dieser Unbekannte ist und welche Rolle er noch im Roman und somit in Antonias Leben spielen wird.
Wenn der Rest nur annährend das Niveau halten kann, kann ich mir vorstellen, dass es einer meiner literarischen Highlights in diesem Jahr wird.