Der Wert der Bildung

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meldsebjon Avatar

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Bildung erlangen um der Bildung willen, Wissen um des Wissens willen - das ist es, was die wenigen Schüler der armen Schule Muhammadiyah im indonesischen Belitung erreichen wollen. Es ist ihnen klar, dass all ihr Lernen ihnen keinen anderen als den vorgezeichneten Weg erschließen kann: Von morgens bis abends harte, körperliche Arbeit mit dem Ziel, das absolute Minimun für den Lebensunterhalt erwirtschaften zu können. Ein Ausbruch aus dem vorgezeichneten Muster ist nicht möglich, da es keine Möglichkeit gibt, nach dem Abschluss an dieser Schule weiterzulernen.

Und trotzdem gehen sie nicht nur mit Begeisterung ans Werk, überwinden immer wieder die schlimmsten Widerstände um zu lernen. Jedes neu erworbene Wissen macht sie reicher, jede überwundene Schwierigkeit schweißt sie fester zusammen. Die Klasse selbst setzt sich aus verschiedenen Charakteren zusammen, die man so ähnlich auch in Deutschland finden könnte: Zwei Hochbegabte, einen unterdurchschnittlich begabten, einen Redner, mehrere Mitläufer mit unterschiedlichen Begabungsschwerpunkten. Zusammengeschweißt durch die Energie ihrer beiden Lehrer, die fest daran glauben, dass Bildung einen Wert hat.

Dieses Buch sollte an deutschen Schulen Pflichtlektüre werden! Hier wird anschaulich erzählt, gegen welche Widerstände sich Kinder in Indonesien einen regelmäßigen Schulbesuch erkämpfen müssen und wollen. Den bitterarmen Familien fällt es schwer, die Kinder zu verlieren, die mit kleineren Arbeiten gelegentlich auch in jungen Jahren schon zum Familienunterhalt beitragen können und müssen. Selbst ohne jegliche schulische Bildung fällt es ihnen auch schwer, den Nutzen zu verstehen. Ein Ende der Schullaufbahn ist abzusehen, denn spätestens bei der Mittelschule wird Schulgeld erhoben und das kann niemand aufbringen. Und trotzdem finden sich zu Beginn des Schuljahres die zehn Kinder, die erforderlich sind, um die Schule vor der Schließung zu bewahren.Weder ein Schulweg von 40 km Länge, noch ein Krokodil auf dem Weg noch eine kaputte Fahrradkette hält die Schüler ab, in der Schule zu erscheinen und sich von der 15jährigen (!) Lehrerin unterrichten zu lassen. Ganz spannend und auch humorvoll geschrieben regt dieses Buch zum Nachdenken an. Obwohl es aussichtlos zu sein scheint, kämpfen diese Kinder um Bildung. Wie ganz anders geht es doch hier zu! Auf diese Art wird ein tieferer Einblick in die indonesische Welt gewährt, als es jeder Reiseführer kann.

Andrea Hirata hat eine ungewöhnliche Lebensgeschichte und auch ein ungewöhnliches Buch geschrieben. Ohne erhobenen Zeigefinger, ohne Mitleid heischen zu wollen, schildert er die Geschichte der Regenbogentrupp, die auch ein Teil seines Lebens ist. Diese Kinder hätten unser Mitleid verdient, wenn es um die äußeren Lebensumstände ginge, denn bittere Armut ist Teil ihres Lebens. Trotzdem steckt darin so viel Lebensfreude, soviel Durchsetzungskraft, dass man durchaus auch Neid empfinden kann. Wie viel wertvoller sind doch Dinge, die man sich erkämpfen muss!