Ergreifend,informativ mit Abzügen in der B-Note

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Die Regenbogentruppe sind die zehn (später 11) Schüler der Grund-und Mittelschule Muhammadiyah auf der kleinen,reichen und doch auch armen indonesischen Insel Belitung. Die Bedingung dafür, dass der Lehrer Pak Harfan und die junge Lehrerin Bu Mus  hier unterrichten dürfen, ist, dass sich 10 Schüler einfinden, die die Schule besuchen wollen. Nach bangen warten, findet sich schließlich der zehnte Schüler ein und so beginnen die beiden Lehrer sehr engagiert ihren teilweise sehr talentierten Schülern Wissen und Lebensweisheiten zu vermitteln. Neben den offiziellen Schwierigkeiten, wie der drohenden Schließung und ständigen Mangel an Unterrichtsmaterialien, nehmen Schüler und Lehrer auch persönliche Schwierigkeiten in Kauf, um gemeinsam zu lernen und sich damit neue Wege in die Zukunft zu erarbeiten. Die Lehrer zum Beispiel müssen nebenbei arbeiten, da sie für das Unterrichten kein Gehalt erhalten. Zum Dank für dieses Engagement, vor allem der jungen Lehrerin Bu Mus, und zur Erinnerung an eine sehr prägende Zeit und seine 10 guten Freunde hat Ikal, einer dieser Schüler, dieses Buch geschrieben.

Andrea Hiratas "Die Regenbogentruppe" ist ein autobiographisches Buch. Aus seiner Sicht schildert er Ereignisse und Erlebnisse der Regenbogentruppe in und rund um die Schule Muhammadiyah. Dazu gehört es auch, dass er über die besonderen ökonomischen und politischen Besonderheiten seiner Heimatinsel und seiner Heimat Indonesien aufklärt. Belitung ist nämlich sehr reich und gleichzeitig sehr arm und für die Armen ist es sehr schwer, an Bildung zu gelangen. Außerdem beschreibt Andrea Hirata alias Ikal auch den eher mystisch erscheinenden Glauben, der teilweise neben dem Islam, auf der Insel existiert und die  Bewohner prägt. So hat der Roman auch Passagen, die eher an ein Märchen oder eine Sage erinnern  als eine reale Beschreibung. Insgesamt ist die Sprache beim Beschreiben persönlicher Ereignisse und der Umgebung eher blumig. Dies alles macht die Geschichte allerdings um so authentischer und durch die zusätzliches Landesinformationen gelingt es auch Nichtkennern Indonesiens die Umstände näher zu bringen. Der Aufbau des Buches ist so allerdings nicht eine fortlaufende Handlung, sondern die Aneinanderreihung verschiedener Ereignisse und Informationen in unterschiedlichen Kapiteln. Manchmal reihen sich Kapitel aneinander, manchmal werden Handlungen durch andere Ereigniss-Kapitel unterbrochen und manchmal endet der Handlungsstrang auch einfach nach einem Kapitel. Außerdem kommt es durch diesen Aufbau hin und wieder zu Wiederholungen (insbesondere der Informationen).

Bei der persönlichen Beurteilung von "Die Regebogentruppe" bin ich sehr zwiegespalten. Kapitelweise nahm mich Andrea Hirata mit seiner Geschichte wirklich mit, doch dann katapultierte er mich mit einem neuen Kapitel ersteinmal wieder raus, um mich im nächsten Moment wieder gefangen zu nehmen. Die Landesinformationen kommen teilweise sehr belehrend an und manche Wiederholung dabei, verstärkte bei mir noch das Gefühl. Ich frage mich, ob man dies nicht besser mit den tatsächlichen Erlebnissen verweben hätte können. Auch das Ende kam für mein Empfinden etwas abrupt, ich hätte mir gewünscht, wenigstens die Abschlussprüfung noch mit zu erleben. Aber dies ist ja auch Hiratas erstes Buch bzw. laut eigener Auskunft das erste Mal, dass er überhaupt wirklich etwas geschrieben hat(wobei er allerdings schon Gedichte geschrieben hat und ein Buch über Badminton, beides jedoch unveröffentlicht). Inhaltlich kann man dem Autor natürlich erstmal keine Vorwürfe machen, da er ja nun mal die Realität seines Lebens und das seiner Mitschüler wieder gibt. Aber etwas verwundert macht es mich schon, dass er scheinbar erst nach langer Zeit erfährt, was aus seinen Mitschülern geworden ist. Ich hätte damit gerechnet, das eine so starke Verbundenheit wie die der Regenbogentruppe auch über die Schulzeit hinaus hält. Und mich hätte auch interessiert, warum Ikal zunächst genau dort landet, wo er nicht hin wollte. Mir fehlt da einfach ein bißchen Information, da hätten es ruhig noch zwei drei Kapitel mehr sein dürfen.

Insgesamt ein gutes, teilweise ergreifendes, informatives Buch, das in einzelnen nicht immer direkt zusammenhängenden Kapiteln die Kindheit und Jugend eines armen indonesischen Jungen beschreibt, der am Ende sein Versprechen war macht und seiner Lehrerin ein Buch schreibt.