Hommage an eine Lehrerin

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annajo Avatar

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Die Muhammadiyah ist eine arme Dorfschule. Sie soll geschlossen werden, wenn sich für das neue Schuljahr nicht zehn neue Schüler finden. Doch das ist gar nicht so einfach, denn die Menschen auf Belitung sind sehr arm und auch wenn die Schule selbst kostenfrei ist, können sich viele Familien den Schulbesuch nicht leisten: Lernmaterialien, Kleidung, aber vor allem der Verdienstausfall einer Arbeitskraft verlangt den Familien vieles ab. Doch letzlich bekommt die 15-Jährige Lehrerin Bu Mus ihre Klasse voll und der Leser begleitet die 10 Freunde über ihre Schuljahre hinweg und wird Zeuge, wie Bildung Träume von einem besseren Leben weckt ...

Der Autor hat einen autobiographischen Roman über seine Kindheit in Indonesien geschrieben und ihn seiner engagierten Lehrerin und seinen Mitschülern gewidmet. Er schildert eindringlich, wie sehr sich die 15-jährige (!) Bu Mus und der Schulleiter um die Kinder bemühen, ihnen Werte beibringen und den Kampf mit der Welt, den Obrigkeiten und der konkurrierenden Eliteschule nicht scheuen. Und wie hilflos sie daneben stehen, als die alltäglichen Notwendigkeiten einen von ihnen einholen.
Dem Schreibstil kann man entnehmen, wie viel Bildung der Autor letztlich genießen konnte und was für ein intelligenter Autor aus ihm geworden ist, der sich irgendwann an sein Versprechen erinnert, ein Buch für seine Lehrerin zu schreiben. Der Roman ist eindringlich und anrührend. Die Lebensumstände werden greifbar gemacht und doch sind die Kinder glücklich und genießen ein, wenn nicht unbeschwertes, so doch in großen Teil von Fröhlichkeit und Liebe geprägtes Aufwachsen. Zentral ist jedoch nicht der Werdegang des Autors. Das, was aus ihm und seinen Freunden geworden ist, nimmt nur ein paar Seiten zum Schluss ein. Es geht vor allem um die Regenbogentruppe in ihren jungen Jahren und das Cover ist ein passender Eindruck der Geschichte.
Dass letztlich nur so wenige der Klasse aus ihrer Armut ausbrechen können, finde ich desillusionierend, aber realistisch, denn Bildung allein ist nicht der Schlüssel zur Lösung. Vielmehr müssen sich strukturelle Dinge ändern, faire Löhne gezahlt werden und vieles mehr. Denn letztlich sind die Familien immer auf den Verdienst angewiesen und da das soziale System auf Belitung wenig aufstiegsdurchlässig ist bzw. nach dem Zusammenbruch des Zinnabbaus kaum noch gute Jobs bietet, gibt es hier auch mit Bildung wenig Möglichkeiten.

Meiner Meinung nach zu Recht werden hier Vergleiche zu Khaled Hosseini gezogen, hinter dem sich Andrea Hirata nicht zu verstecken braucht. Er schildert genauso überzeugend, fesselnd und gefühlvoll das Leben und seine Umstände in einem fernen Land und vermag so im Leser Verständnis und Mitgefühl zu wecken und ihm gleichzeitig ein wertvolles Leseerlebnis zu schenken.