Abgrundtief böse Menschen

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
tochteralice Avatar

Von

kennt man aus dem Märchen. Eine Armada von Stiefmüttern, diverse Feen, Zwerge und andere Fabelwesen, mißgünstige Geschwister (ungerechterweise sind dies fast immer die älteren) mit eingeschlossen. Und in "echt"? Nun, ich zögere nicht zuzugeben, dass ich Hitler und Stalin als abgrundtief böse empfinde und auch diverse Serienmörder - doch wie haben sie sich dazu entwickelt?

In Camilla Läckbergs "Schneelöwin" ist es das Kind Louise, das angeblich von Geburt an abgrundtief böse ist und daher von seinem Vater im Keller angekettet wurde. Kann das sein? Der Vater kann da nichts mehr zu sagen, denn er ist vor Jahren ermordet worden - von Laila, seiner Ehefrau und Louises Mutter. Diese sitzt seit Jahren im Gefängnis und wird von Erica Falk, der Autorin aus Fjällbacka, besucht, die über sie schreiben möchte. Es kommt, wie es - in Läckbergs Serie fast immer - kommen muss: Es ergibt sich eine überraschende Parallele zum aktuellen Fall von Ericas Ehemann Patrik Hedström von der Polizeidienstelle Tanum. Er untersucht einen besonders perfiden Fall, in dem es um das Verschwinden junger Mädchen geht. Eine davon taucht wieder auf - nur um direkt in den Tod zu laufen. Man stellt fest, dass sie bereits im Vorfeld brutal misshandelt worden war.

Auch Patriks Kollegen und sein Chef, Bertil Mellberg und das restliche Team kommen wieder ins Spiel. Da ist natürlich Patriks Frau, die Autorin Erica Falk nicht weit, die sich so gern in die Polizeiarbeit einmischt - natürlich sind auch die weiteren Akteure,wie die Kinder des Paares, Patriks Mutter Kristina, Ericas Schwester Anna und Patriks Kollegen wieder mit von der Partie - gerade in diesem Buch wird den meisten von ihnen besonders viel Aufmerksamkeit gewidmet. Also vor allem etwas für Kenner und Liebhaber dieser Serie, denn nicht immer werden Zusammenhänge aus früheren Büchern ausführlich aufgeklärt. Ich jedenfalls war heilfroh, bislang jeden einzelnen der Läckberg-Krimis gelesen zu haben, ansonsten wäre ich ziemlich ins Schleudern geraten. Leider ist diesem Buch nicht wie dem Vorgänger "Die Engelmacherin" ein Verzeichnis der regelmäßig auftauchenden Akteure vorangestellt, das wäre für Neueinsteiger zumindest etwas hilfreich. Ich würde allerdings komplett davon abraten, bei dieser Serie in der Mitte einzusteigen: man verpasst einfach zu viel!

Mir hat das Buch wieder gut gefallen - es fügt sich schlüssig und nahtlos in die Serie ein und ich liebe Fälle, deren Anfänge in die Vergangenheit zurückreichen, auch wenn Läckberg dieses Instrument ein bisschen sehr häufig verwendet. Diesmal fand ich den Fall ausgesprochen spannend, auch der Erzählstil der Autorin - intensiv, atmosphärisch und mit eindringlichen Personenbeschreibungen - hat wieder zum Lesegenuss beigetragen, doch leider gab es doch ein paar Enttäuschungen, die vor allem die Auflösung des Falls betrafen. Aber auch im Verlauf blieben einige wichtige Aspekte auf der Strecke ... sie wurden einfach nicht weiterverfolgt bzw. aufgelöst.

Trotzdem sehr empfehlenswert - allerdings vor allem Freunden dieser Serie oder aber solchen, die es werden wollen und sich nicht scheuen, die insgesamt acht vorherigen Bände - oder zumindest einen Teil davon - vorher zu lesen, denn ansonsten kommt an angesichts der ausgesprochen dichten Handlung sicher gelegentlich ins Schleudern. Doch wer Patriks gewohnten Alltagsstress und das Leben mit seiner Frau Erika - in diesem Band geht es für ihre Verhältnisse ausgesprochen harmonisch zu - und andere immer wieder auftauchende, den aktuellen Fall ergänzende inhaltliche Elemente schätzt und wie ich eher die nicht so harten Krimis bevorzugt - wobei man diesmal teilweise durchaus auf die Probe gestellt wird, der wird hier auf seine Kosten kommen!