Philippine und Ferdinand

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theresia626 Avatar

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Mit ihrem neuen historischen Roman „Die schöne Philippine Welserin“ entführt Brigitte Riebe den Leser in die Zeit der Renaissance. Auf Schloß Bresnitz, das in Mittelböhmen (Tschechien) liegt, lebt Katharina von Loksan seit mehreren Jahren. Umfangreiche Renovierungs- und Umbauarbeiten waren nach dem Kauf des Schlosses geplant gewesen, die jedoch durch den unerwarteten Tod des Schlossherren Georg von Loksan erst einmal zum Erliegen kamen. Seit Philippine Welser jedoch bei ihrer Tante weilte, hatte die Hausherrin 1556 das Projekt mit frischer Kraft wieder in Angriff genommen, und selbst aus dem entfernten Prag hatten sich Handwerker hierher verirrt. Philippine geht Tag für Tag in den Rohbau, der einmal die Bibliothek sein wird, und kramt in massiven Holzkisten voller Bücher. „Jedes Buch besaß einen eigenen Geruch, ein Geheimnis. Eine Seele.“ (S. 116) Hier konnte sie in einem Kräuterbuch stundenlang stöbern, die Liebe zu Pflanzen und Kräutern hatte sie von ihrer Mutter geerbt.
Als Pippa, wie sie liebevoll von ihrer Tante genannt wird, erfährt, dass sich Besuch angekündigt hat, ist ihre Freude grenzenlos. Erzherzog Ferdinand II. von Habsburg wird erwartet. Zwischen beiden hatte sich vor einiger Zeit das zarte Band der Liebe geknüpft. Am Abend des 7. Oktober 1556 ist Ferdinand zu Besuch auf Schloß Bresnitz, an seiner Seite Hofstallmeister Jaroslav von Pernstein, der Philippine Missachtung entgegenbringt. Nach dem gemeinsamen Abendessen beobachtet Philippine, wie sich Pernstein mit ihrer Zofe Dusana unterhält, und wenig später bringt ihr ihre Zofe eine Tasse Tee. Sie schmeckt bitter und abgestanden. Glücklicherweise überlebt Philippine den ersten Anschlag auf ihr Leben, und Dusana ist plötzlich wie vom Erdboden verschwunden.
Ferdinand besucht Schloß Bresnitz inzwischen regelmäßig und ihre Tante rät ihr, endlich Nägel mit Köpfen zu machen. Auch wenn die Dienerschaft zum Schweigen verpflichtet wurde, kann bösartiger Tratsch schnell die Runde machen. Im Januar 1557 soll in aller Heimlichkeit die Eheschließung der beiden Liebenden stattfinden, doch zuvor muss Philippine noch ein Schriftstück unterzeichnen. Aus einer Liebesaffäre hat sich eine folgenreiche Staatsaffäre entwickelt.
Die Leseprobe erstreckt sich über einen relativ kurzen Zeitraum, nämlich von Oktober 1556 bis Januar 1557 und ist interessant geschrieben. Brigitte Riebe, die promovierte Historikerin ist, versteht es, den Personen schon nach wenigen Seiten Leben einzuhauchen. Philippine, die 1527 in Augsburg geboren wurde, ist in dem Textabschnitt, den die Leseprobe vorstellt, 30 Jahre alt. Wie sie und Ferdinand sich kennenlernten, das wird vermutlich auf den ersten Seiten des Romans erzählt, beginnt die Leseprobe doch erst auf S. 115. Das Leben der Philippine Welser ist auch für heutige Leser interessant, denn sie war für die damalige Zeit eine moderne Frau, die ihren eigenen Weg gegangen ist und in Erzherzog Ferdinand II von Habsburg die Liebe ihres Lebens fand. Natürlich will der Leser auch wissen, wem sie im Weg war und warum sie auf diese furchtbare Weise sterben musste. Wer den Giftanschlag auf Philippine 1580 verübt hat, dieses Rätsel wird der Roman nicht lösen können. Ich freue mich auf eine Kombination aus Liebes- und Kriminalgeschichte vor historischem Hintergrund.