Gefangen im goldenen Käfig

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Inhalt

Der Roman „Die schöne Philippine Welserin“ zeigt die Jahre der Kaufmannstochter Philippine Welser von 1556 bis zu ihrem Tod 1580. Philippine, von ihren Angehörigen Pippa genannt, trifft bei einem Besuch bei ihrer Tante Katharina von Loxan auf Schloss Bresnitz in Böhmen den Erzherzog Ferdinand II von Habsburg. Die beiden verlieben sich ineinander und Ferdinand macht Philippine einen Heiratsantrag. Allerdings muss die Ehe geheim bleiben, was sich im Laufe der Jahre für Pippa als sehr belastend herausstellt. Ferdinands Vater, der Kaiser, darf auf gar keinen Fall davon erfahren, dass sein Sohn eine Bürgerliche geehelicht hat. Philippine muss sogar ihre neugeborenen Kinder in einer demütigenden Prozedur vor ihrer Schwelle als „Schwellenkinder“ auffinden und kann sie dann als Findelkinder adoptieren. Ferdinand stattet Philippine mit viel Luxus aus. Erst wohnt Philippine auf Schloss Pürglitz in Böhmen, weil Ferdinand oft am Hofe in Prag sein muss. Nach dem Tod seines Vaters tritt Ferdinand die Herrschaft über Tirol an und zieht mit seiner Familie ins Schloss Ambras bei Innsbruck. Philippine befasst sich wie ihre Mutter Anna sehr intensiv mit der Kräuterheilkunde. Auf ihren Schlössern werden Kräutergärten angelegt. Philippine kann vielen Menschen helfen und wird vom Volk als Heilkundige verehrt. Erst nach 20 Jahren wird die Ehe zwischen Ferdinand und Philippine vom Papst als gültig erklärt und ihre beiden Söhne in die Erbfolge aufgenommen. Doch Philippine ist gesundheitlich schon geschwächt und gezeichnet durch ihre Sorgen. Dazu muss sie auch noch erkennen, dass ihr Ferdinand bereits einen regen Briefkontakt pflegt mit einer jungen Adligen, die er plant zu heiraten, sobald Philippine tot ist. Philippine Welserin erliegt letztendlich einer unheilbaren Krankheit, es bleibt offen, ob es sich um eine Vergiftung gehandelt hat.

Meine Meinung

Ich konnte mit diesem Buch sehr schön Abtauchen in das recht traurige Leben der Philippine Welserin. Heilpflanzen spielen sowohl in der Handlung als auch in der Gestaltung des Buches eine große Rolle. Den einzelnen Kapiteln sind jeweils die Zeichnungen einer Heilpflanze und deren Wirkung vorgestellt, die im Laufe des Kapitels eine Rolle spielt. In Überschriften ist der Schauplatz und das Jahr genannt, sodass man sich sehr gut orientieren kann. Die Schreibweise von Brigitte Riebe gefällt mir sehr gut. Sie verliert sich nicht in ausschweifenden Beschreibungen, sondern wählt ihre Worte so treffend, dass sie bei mir irgendwie innere Saiten anregen, sodass mir die jeweiligen Personen und Orte vorstellen und ihre Sorgen und Nöte nachfühlen kann. Die Geschichte wird aus zwei Perspektiven erzählt. Einmal von einem allwissenden Erzähler und zum anderen in einem Tagebuch, das Philippine führt. Dadurch kann man sehr schön miterleben, wie sich das Geschehen in ihrer Gefühlswelt reflektiert. Dem Motiv der Vergiftung begegnet man immer wieder und das ist auch durchaus spannend. Aber mir war es fast etwas zuviel. Ich fragte mich, weshalb sich denn Philippine überhaupt mit soviel Pflanzen umgibt, wenn sie sich doch ständig von Giftmördern verfolgt fühlt. Für das wunderschön gestaltete Cover, das ein Portrait von Philippine Welser trägt und im Inneren der Klappen die Heilpflanzen zeigt, die im Buch vorkommen hat der Gmeiner Verlag ein Extralob verdient. Etwas Mühe habe ich mit der Einordnung. Das Buch wird als Historischer Kriminalroman bezeichnet. Es kommen natürlich kriminelle Elemente drin vor, aber die werden größtenteils nicht aufgeklärt sondern dienen eher, dem Aufbau einer etwas unheimlichen Stimmung.

Mein Fazit

Dieses Buch erzählt eine wahre Liebesgeschichte aus der Renaissance. Die Figuren sind größtenteils historisch verbürgt und tragen die Charakterzüge, wie sie zu der Zeit passen. Ich kann den Roman Liebhabern von historischen Romanen empfehlen. Aber wer einen Kriminalroman erwartet, wird womöglich etwas enttäuscht.