Ein Arbeitsbuch

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smilingkatinka Avatar

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Die Schriften von Accra ist ein Buch, das wohl nicht jedem gefällt. Es ist ein Buch der leisen Worte, ein Buch der Gedanken, ein Buch, das zum nachdenken anregen will und das, wenn es seine Aufgabe erfüllt, noch lange nach dem Lesen auf den Leser einwirkt.

1044 steht ein Heer von Kreuzrittern vor Jerusalem. Hinter den Stadtmauern versammelt sich eine Schar von Menschen. Nicht, um die beste Kampfstrategie zu erfahren, sondern um von einem Reisenden, dem Kopten, die Antworten auf Fragen zu bekommen, die sie und auch den rest der Menschheit schon lange beschäftigen. Die Fragen sind am Anfang eines jeden Kapitels auf einer eigenen Seite kursiv geschrieben, auf den nächsten Seiten folgt dann die ausführliche Antwort des Kopten. Diese Antworten stimmen nachdenklich, lassen den Leser über sein eigenes Leben, sein eigenes Verhalten und sei ne Einstellung nachdenken. Der Kopte spricht über die Niederlage, über das Alleinsein, über Angst vor Veränderungen, Waffen, Sex, über die Liebe, die Schönheit und sogar über Eleganz und Anmut. Sehr viele Bereiche werden also abgedeckt.

Ich möchte gerne einige der besonderen Sätze, die mir im Gedächtnis blieben, anführen. Damit verrate ich wohl nicht zu viel.

Über die Niederlage: "Das Schlimmste ist, zu fallen und nicht wieder auf die Füße zu kommen. Besiegt ist nur, wer aufgibt. Alle anderen sind siegreich." (Seite 28,29) Ein Satz, den man so oder so ähnlich doch so oft hört und der immer wieder vergessen wird. Auch gefällt mir: Es gibt weder Sieger noch Besiegte, nur Etappen, die durchlaufen werden müssen. (S26)Zum allein sein gefällt mir gleich der Beginn. Gebe ich meinem Partner wirklich genug Freiraum? :" Wenn du nicht allein sein kannst, wird die Liebe nicht lange an deiner Seite verweilen. Denn auch die Liebe braucht Ruhezeiten, damit sie durch den Himmel reisen und sich auf andere Weise offenbaren kann." (seite 39) Zur Nutzlosigkeit: „ Versuche nie, nützlich zu sein! Sei nur du selbst! Das allein zählt!“ Zum Sex: Aber etwas zu empfangen ist auch ein Akt der Liebe: zuzulassen, dass der andere Mensch uns glücklich macht – und dass dies ihn ebenfalls beglückt. (S 98) Zum Erfolg: "Wenn man jeden Abend beim Einschlafen mit sich im Reinen ist – das ist Erfolg." (S 129) Zur Angst: Die Bangigkeit des Herzens ist dem Menschen angeboren. Und da wir sie niemals werden beherrschen können, müssen wir lernen, mit ihr zu leben – so wie der Mensch gelernt hat, mit Unwettern zu leben.(S142) Zu den Waffen: Der wahre Held ist nicht derjenige, der zu großen Taten geboren wurde, sondern derjenige, dem es gelingt, mit kleinen Dingen um sich herum einen Schild aus Loyalität zu schaffen. (S 165)
Zur Schönheit: „… Sie wollen etwas widerspiegeln, was von außen kam und vergaßen dabei, dass das stärkste Licht von innen heraus kommt.“

Dieses Buch sollte man nicht in einem Rutsch lesen, auch wenn die Dicke dazu verleitet. Man sollte sich Tag für Tag ein Kapitel zu Herzen nehmen und schauen, was man daraus für sein Leben mitnehmen kann. Dann hat man fast einen Monat der Selbstreflexion, hat einen Monat, um sich mit sich selbst zu beschäftigen und vielleicht regt es dazu an, alte Denkweisen endlich über den Haufen zu werfen. Ich selbst habe das Buch zwar nun an einem Tag durchgelesen, aber das ging nur, weil ich Zeit hatte, es immer mal wieder aus den Händen zu legen. Dennoch werde ich es mir wieder greifen, um eben jedes Kapitel zu erarbeiten.

Mir hat das Buch gefallen und ich werde es gerne weiterreichen.