Nachrichten aus der Provinz

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Ein kleines Mädchen, ganz allein auf einem Waldweg, abgewandt vom Betrachter.
So verursacht das Buchcover schon Sorge und Unruhe :ist das Kind in Gefahr?

Der gefühlte zweihundertste Krimi der Kerpener Autorin ist mit 445 Seiten sehr gewichtig.

Die Story wartet direkt mit einer ganzen Dorfgemeinschaft auf. Man hat schon Mühe alle Akteure von Grevingen auseinander zu halten, wird doch immer wieder bis zu 50 Jahre zurückgeblättert.

Daher hier mal die Hauptpersonen:

Helene Junggeburt, geborene Schopf 1929-2004

Ihr Mann Heinrich Junggeburt

Ihre gemeinsamen Kinder

Albert geb. 1952, (Cecilia, die Frau von Albert und zwei Kinder)

1953 Alexandra 1953-1970

Alex geb. 1977, genannt der Dosenöffner

Franziska Welter  geb. 1932

Ihr Mann Gottfried Welter geb, 1928

Ihre Kinder

Marie 1953-1956

Ria geb. 1956 ,

deren Tochter Silvie, geb,1982 ist verheiratet mit

Lothar Steffens geb 1972, Freund von Alex

Ihr Kind David, 16 Monate

Martha Jentsch, jüngste Schwester von Franziska

Ihre Tochter Heike, geb. 1972, deren Tochter Saskia ca.7 Jahre alt.

Wolfgang , Bruder von Heike, seine Frau Gerhild, ihre Kinder Max und Sascha

Frau Sattler, Lehrerin von Lothar und Alex

Bernd Leunen, Polizist und Freund von Lothar und Alex.

Janice Heckler, gestorben 2004

Greta Brand Rechtsanwältin von Alex.

Die Geschichte selber ist da schon schneller erzählt.

Alex saß 6 Jahre wegen Mord im Gefängnis und kehrt auf Bewährung vorzeitig in sein Heimatdorf irgendwo in der Provinz um Köln herum zurück.

Alle sind entsetzt und fürchten sich vor weiteren Untaten, vor Rache, vor Alex.

Seine Tat war gar nicht bewiesen worden, er selber war volltrunken gewesen, Filmriss.
Die Aussage von Heike brachte ihn dann doch hinter Gitter. Ihr hatte er Rache geschworen.

Die Dorfatmosphäre wird nun akribisch beschrieben. Dabei geht die Autorin sehr
detail versessen vor. Ich habe schon mit Kassenbons gerechnet, oder Teilchenrezepten.
Der ganze Provinzmief kommt aus dem Buch geweht, das gelingt Frau Hammesfahr.

Höre ich da nicht fast schon „Marmor, Stein und Eisen bricht…“ aus der nächsten Wirtschaft?

Immer wieder steigt die Spannung, der Leser erhält neue Informationen und dann wird wieder die Luft raus gelassen es wird geputzt oder Einkaufen gegangen.
Was war wirklich damals geschehen, wer lügt hier?

Bis zum Schluss kommt es zu überraschenden Wendungen, erst der Prolog ist dann doch vorhersehbar.

Mein Eindruck

Läßt man sich auf diese herkömmliche und etwas breitgetretene Schilderung einer Straftat in einem Dorf ein und hat Gefallen an dem spießigen Ambiente – wobei durchaus nicht immer klar ist, ob die Autorin gewollt Spießigkeit vermittelt oder dies einfach selber ist - dann kommt man durchaus auf seine Kosten. Spannung ist da. Hineinversetzen kann man sich auch. Die Konstruktion ist gelungen.

100 Seiten weniger hätten aber auch gereicht.

Was mir nicht gefiel, waren jede Menge Vulgärausdrücke.
Überhaupt gefällt mir auch der Stil so gar nicht, das ist so- ja hausbacken.

Ach ja, die Autorin ist ja für genaue Recherchen bekannt, da hat sie leider etwas übersehen.

Das erwähnte Hertie existiert bereits seit 1994 nicht mehr.