Internat auf Juist 1925

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Die Autorin Sandra Lüpkes, schreibt in ihrem Roman „Die Schule am Meer“ über die im Jahr 1925 auf der Insel Juist gegründete erste reformpädagogische Schule Deutschlands. Vermischt werden historische Fakten mit fiktiven Geschichten um die Protagonisten, von denen einzelne historisch belegt sind.
Juist 1925: Tatkräftig und voller Ideale gründen eine Handvoll Lehrer am Rande der Weimarer Republik, ein Internat auf der Insel. Mit neuen pädagogischen Ansätzen versuchen Martin Luserke, Anni und Paul Reiner neue Wege mit den ihnen anvertrauten Schülern zu gehen. Dabei ist Glaube und Herkunft unwichtig. Die Schatten des ersten Weltkrieges beeinflussen immer wieder das alltägliche Leben und das nationalsozialistische Gedankengut keimt erneut auch auf der Insel auf.
Die größte finanzielle Unterstützung zur Gründung des Internats kommt aus dem Erbe von der jüdischen Lehrerin Anni Reiner. Anni fühlt sich immer mehr durch ihren Ehemann Paul und Martin Luserke, unter Druck gesetzt, die immer mehr Geld für An- und Umbauten des Internats fordern. Aus Trotz und Auflehnung auch ihrem Ehemann Paul gegenüber, kaufte Anni von ihrem Geld ein Grundstück am Ufer des Lago Maggiore. Später, als man Anni nach Pauls Tod kündigt und sie die Insel verlassen muss, bietet gerade das Grundstück am Ufer des Lago Maggiore, ihr und ihren Töchtern, eine neue Heimat.
Wir lernen die resolute Insulanerin Kea, die in der Küche das Sagen hat, kennen. Insbesondere auch deren schreckliche Vergangenheit und das langsame Zugeständnis, dass sie aus dieser Zeit eine Tochter hat und zwar Marje. Gerne hätte ich gelesen, ob Marje je von ihrem Vater erfahren hat und umgekehrt, ob Gustav je erfahren hat, dass er eine Tochter hat!
Wir lernen Lehrer mit eigenen Sorgen, Nöten sowie Idealen kennen und treffen auf ihre Schützlinge, die ihre eigenen Geschichten mit auf die Insel bringen und sich nach und nach entfalten. Man hat Spaß miteinander. Es bilden sich Grüppchen und es gibt erste Liebeleien und Schwärmereien. Im katastrophalen Eiswinter von 1929 ist die Insel wochenlang von der Außenwelt abgeschlossen.
Neid und Missgunst und die wirtschaftliche Lage sorgen für einen Widersacher für die Bewohner der Schule am Meer, der durch den Nationalsozialismus leider im Laufe der Zeit den nötigen Schwung bekommt. Jüdische Lehrer und Schüler geraten nach und nach in Missgunst.
Die Autorin hat hier einen sehr interessanten und nachdenklichen Roman, in einem flüssigen Schreibstil verfasst, denn ich sehr gerne weiterempfehle.