Großes Finale mit kleinen Kritikpunkten

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Im großen Finale der Spiegelreisenden-Saga wollen Ophelia und Thorn endlich hinter das Geheimnis von Gott und dem Anderen kommen, um die andauernde Zerstörung der Archen aufzuhalten.
Auf völlig verschiedenen Wegen beginnen die beiden Ihre Ermittlungen auf der Arche Babel und finden dort schnell erste Puzzlestücke, die aber lange kein gesamtes Bild ergeben wollen.
Zu den Irrungen und Wirrungen Ihrer Suche gesellen sich dann noch persönliche, innere Kriege, denen sie sich stellen müssen.

Ich habe mich riesig auf das Finale der Saga gefreut, da ich natürlich endlich wissen wollte, wie die Geschichte um Ophelia ausgehen wird. Wie es am Ende um sie und Thorn steht und natürlich auch, welche Abenteuer meine Liebstennebencharaktere noch bestehen müssen.
Mir hat die Story wieder extrem gut gefallen, ich muss aber zugeben, dass ich mich beim Lesen teilweise etwas schwergetan habe. Ich habe verhältnismäßig lange gebraucht, da ich vieles einfach sacken lassen musste bzw. es mir oft so ging, dass ich mehr sehr konzentrieren musste, um die Zusammenhänge wirklich zu erfassen.
Die Welt der Archen ist für mich mittlerweile wirklich sehr umfassend geworden. Nicht nur die Anzahl der Charaktere, sondern auch deren Verstrickungen untereinander, die Zugehörigkeiten zu entsprechenden Archen, Familien und/oder Gruppen innerhalb dieser haben mich manchmal echt zum Nachprüfen gebracht. Für mich wäre bei dieser Reihe eine Art "Personen- und Stichwortverzeichnis" im hinteren Buchteil wirklich super hilfreich gewesen.

Wie schon in den vorangegangen Bänden, schafft es Christelle Dabos mich mit ihrem Schreibstil, den Stimmungswechseln und dem Spannungsaufbau zu packen. Ich liebe es, wenn mir bis zum Ende nicht klar ist, wie ein Buch enden wird und wie ein Rätsel gelöst wird. An Detailreichtum fehlt es dem Buch und der Reihe an keinem Ende. Und auch die schon erwähnte Vielzahl an Figuren sorgt immer wieder für neue Blickwinkel und Eindrücke.
Mir persönlich hat die Entwicklung von Ophelia in diesem Band am besten gefallen. Durch scheinbar ausweglose Situationen und innere Konflikte waren für mich richtig große Schritte zu sehen, die Sie auf Ihrem persönlichen Weg gegangen ist und die Sie zu einer neuen Ophelia gemacht haben. Das Gleiche gilt für Thorn, der mir immer mehr ans Herz gewachsen ist. Ich finde es toll, dass man den beiden Ihre Macken und Eigenarten lässt, aber es trotzdem schafft neue Seiten und Charakterzüge zu zeigen.
Auch auf den Nebenschauplätzen lassen charakterliche Überraschungen nicht auf sich warten. Ich persönlich bin großer Fan von Reinecke und Archibald geworden und es war ein bisschen schade, dass sie verhältnismäßig wenig im Buch vorkamen, aber die Szenen, in denen wir auf sie trafen, waren wie immer großartig.
Und auch Charaktere, die wir noch nicht so lange kennen, wie Blasius, Ambrosius etc. haben für mich perfekt Ihren Platz in der Geschichte gefunden.

Das Buch hat für mich aber 3 Kritikpunkte, auf die ich noch kurz eingehen wollte:
1. Schade fand ich, dass nicht alle Fäden zu Ende gesponnen wurden. Ich blieb mit einigen Fragen zurück, die vermutlich nicht kriegsentscheidend waren, aber die sich im Laufe des Lesens einfach so angestaut haben und mich an der ein oder anderen Stelle immer mal wieder zum Grübeln gebracht haben.

2. Ich hätte mir ein bisschen mehr "Spiegelreisen" gewünscht, nicht nur um dem Titel der Saga gerecht zu werden, sondern weil diese Fähigkeit diverse Möglichkeiten eröffnet hätte.

3. Man konnte im Laufe der Reihe nicht nur die Entwicklung der Figuren miterleben, sondern aufgrund der Reisen zu verschiedenen Welten auch eine Entwicklung in der Ernsthaftigkeit erleben.
Ich habe diese bunte "Schrulligkeit" der ersten beiden Bände geliebt. Ophelias verrückte Familie, ihren Schal und die Tollpatschigkeit von Ophelia.
Da in Babel alles viel geregelter und gesitteter als auf Anima oder dem Pol von statten geht, wurde auch die Geschichte dort ernster und kontrollierter.
Wenn ich mich allerdings entscheiden müsste, hätte ich mir die Leichtigkeit der ersten Bände auch hier ein wenig mehr gewünscht.

Unterm Strich ist der Abschlussband der Reihe aber sehr lesenswert. Allein um endlich die Lösung des großen Rätsels mitzuerleben und zu erfahren, was denn nun aus Ophelia und Thorn wird.
Ich würde die Reihe trotz kleiner Kritikpunkte jedem weiterempfehlen und bin sehr froh, die Reise auf die Archen mitgemacht zu haben.