Im Sturm der Irrungen und Wirrungen - hä?, hää?, Band 4!

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Inhaltserzählung:
"Solange du ein Schatten unter Schatten bleibst, stellst du nur für dich selbst ein Problem dar. Gefährlich wird es erst, wenn ein Spiegelbild seinen Spiegel verlässt. Und wenn es, ohne sich je zu zeigen, zerstört, was aufzubauen Jahrhunderte in Anspruch genommen hat."

(Seite 193)



Autorin:
Christelle Dabos wurde 1980 an der Côte d’Azur geboren. Nach ihrem Studium zog sie nach Belgien und arbeitete als Bibliothekarin. Als sie 2007 an Krebs erkrankte, begann sie zu schreiben. Zunächst veröffentlichte sie Auszüge aus Die Spiegelreisende im Internet. Nachdem sie den Jugendbuchwettbewerb von Gallimard Jeunesse gewonnen hatte, wurde der erste Band der Serie, Die Verlobten des Winters, publiziert und entwickelte sich rasch zu einem Bestseller.


Übersetzerin:
Amelie Thoma studierte Romanistik und Kulturwissenschaften in Berlin und war viele Jahre lang Lektorin, ehe sie sich als Übersetzerin selbständig machte.



Bewertung:
Das Cover passt ja wie die anderen Cover zur ganzen Reihe. Wirklich sehr schön! Hier war auch mal wieder ein Personen-Lesezeichen drin, was mir in Band 3 gefehlt hat.

Nur bei zwei Büchern habe ich bisher massig Notizzettel vollgeschrieben, und das ist eines davon. Ich schaffe es gar nicht, alle meine Gedanken und Gefühle von den Zetteln hier wiederzugeben, aber ein paar davon kriege ich zusammen.

Fange ich mit dem Anfang an - der war sehr gut. Ich war wirklich erfreut, nach dem enttäuschten Band 3 endlich wieder etwas Aufwind gespürt zu haben. Das erste Drittel des Buches ist die Geschichte spannend und auch logisch geschrieben. Aber dann wird es konfus, kurios, ja recht bescheuert ... und da setzen irgendwann die Medikamente ein. Mir gingen nur noch Fragezeichen durch den Kopf und ich wurde ständig aus dem Lesefluss dadurch genommen. Meine Lesefreude sank und sank und sank und verpuffte am Ende.



ACHTUNG, ENTHÄLT SPOILERANGABEN!

Plötzlich ist Thorn geheilt? Keine Narben/Entstellungen, nichts?? Und von der Familie wieder akzeptiert? Hä?

Woher weiß Ophelia plötzlich, dass sie einen Anderen erschaffen hat? Und wie kommt sie auf den Fakt, wer der Andere wirklich ist, nur mit einem Blick in den Spiegel?? So ganz plötzlich! Das wird hier überhaupt nicht erläutert, sondern einfach die Erkenntnis dargelegt. Und wie ist der Andere in den Spiegel gelangt? Noch so eine unbeantwortete Frage.

Wie kommt sie darauf, dass hinter dem Füllhorn Lazarus steckt? Auch so eine Erkenntnis, die sich meiner Kenntnis entzieht. Und wo ist denn nun das Füllhorn? Sie spricht davon und wie es funktioniert, ohne dass ich als Leserin ganz mitkomme. Das Füllhorn ist verschlossen. In wie fern passt das zum Fakt, dass die Laute sich aussuchen, dort zu bleiben? Was hat Lazarus von dem ganzen Versuchsprogramm ums Füllhorn? Dafür habe ich auch keine Erklärung lesen können. das ganze Drumherum, der ganze Verlauf - wozu genau? Auch die ganzen Zeichnungen von Secunda ergeben für mich keinen Sinn, vor allem die Letzte nicht, bei der ich gehofft hatte, am Ende noch eine Erklärung dazu zubekommen.

Ophelias Gedanken und ihr Wissen tauchen so einfach auf wie der Inhalt bei den Szenen zwischen sie und Thorn einfach verschwindet. Sie zieht Rückschlüsse, die für mich als Leserin nicht richtig nachzuvollziehen sind.

Alle werden aus dem Versuchsgebäude evakuiert und es wird nicht bemerkt, dass Ophelia weg ist? Wo doch hohe Sicherheitsmaßnahmen herrschen und sie auch sonst nie unentdeckt bleibt? Aha.

Von Ophelias Verdrehtheit ist bis zu diesem Zeitpunkt nie die Rede/Schrift gewesen. Das kommt hier ganz plötzlich bei der Untersuchung zu Tage ... einfach mal so. Und ich lag da wieder mit dem Buch und dachte "Hä?"

Was mich in jedem Band bisher gestört hat, sind die unzureichend dargelegten Szenen mit Ophelia und Thorn. Hier auch wieder. Es wird nur ein Davor oder ein Danach beschrieben, aber nie die Szene selbst. Das Wichtige, dass sich zwischen ihnen ereignet und die Beiden in ihrem Sein berührender und verständlicher machen lassen. Der Leser darf daran gar nicht teilhaben. Und gerade bei den Beiden, bei denen die Beziehung zueinander sowieso schwierig ist. Da hofft man sich als Leser bei manchen Szenen etwas Entspannung und ein lächeln, aber diese werden dann einfach übersprungen. Ärgerlich!

Wenn der Andere Eulalia ist, wer ist dann Eulalia, die mit Archibald in der anderen Ebene festsitzt? Eulalia hat mit den Menschen viele Jahrhunderte oder Jahrtausende (ich weiß es nicht mehr) ihre Spielchen getrieben, wird am Ende aber dann einfach als Gute abgestempelt. Keinerlei Aufarbeitung oder Konflikte mit ihren Taten sind zu lesen. Ach kommt schon ... Ach ja, und wie kommt es, dass Eulalia Ophelia so ähnlich sieht? Das wurde auch nie erklärt. Ich platze vor Unerklärtem!

Sehr schade finde ich auch, dass Archibald einfach aufs Glatteis geschoben wurde, wo er doch ein Teil des vorhandenen Charmes der Geschichtsreihe ist.



Fazit:
Schlechtes, gutes, logisches, unlogisches, langatmiges, saloppes ... wieder alles dabei, wie bei den Vorbänden, nur das negative noch extremer. Darum auch 2,5 Sterne. Ich habe noch nie eine Reihe gelesen, bei der ich bei wirklich jedem Buch nicht wusste, ob ich weiterlesen soll oder nicht, und ob ich die Reihe empfehlen soll oder nicht ... Irre.

Vieles kommt aus dem Nichts und lässt sich gar nicht nachvollziehen, besonders das Ende ist vollgesogen davon. Dieses ganze Konzept wird wirrer und wirrer und hat mich mit Fragen zurückgelassen, und Frustration!



"Wir müssen also herausfinden, was genau Eulalia Gort und den Anderen verbindet, verstehen, was sie wollen, was sie sind, wo sie sind, wie und warum sie tun, was sie tun, und dann all diese Erkenntnisse gegen sie verwenden."

(Seite 37)


Ja, schön wäre es auch, wenn diese Fragen beantwortet würden ... :-(