Von den Kindern keine Spur

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buecherfan.wit Avatar

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Die Schriftstellerin Fiona Seeberg hat zwei Jahre zuvor ihre kleine Tochter Sophie verloren. Sie verschwand von einem Spielplatz, als Adrian, der Vater der Kleinen und zugleich der Lebensgefährte von Fiona sie beaufsichtigte. Ihre Leiche hat man nie gefunden. Ihr Schicksal ist ungeklärt, obwohl alles darauf hindeutet, dass sie das Opfer eines Serientäters wurde, der den Eltern der entführten Kinder eine weiße Lilie zustellen lässt. Fiona bekommt seitdem ihr Leben nicht mehr in den Griff, trinkt und hat nichts mehr zu Papier gebracht. Die Beziehung zu Adrian wirkt ziemlich zerrüttet. Da taucht Kommissar Piet Karstens mit seiner ehrgeizigen Kollegin Frauke Behrendt bei ihr auf, um sie und ihren Freund nochmals zu befragen. Wieder ist ein Kind verschwunden. Für Fiona beginnt eine schwere Zeit. Ihr Freund verhält sich ausgesprochen verdächtig, sie vertraut ihm nicht mehr, aber in gewisser Weise macht sie einen neuen Anfang. Sie bekämpft ihren Alkoholismus und geht selbst Spuren nach, um endlich zu erfahren, was mit ihrer Tochter passiert ist.

Neben diesen Ereignissen, die Fiona betreffen, sehen wir den Täter und seinen Helfer fürs Grobe in Aktion, ohne erraten zu können, um wen es sich handelt. In diesen Szenen werden blutige, an den entführten Kindern vollzogene Rituale beschrieben, aber es gibt auch andere Opfer, die eher zufällig an den Tatort stolpern oder dem Täter in die Quere kommen und als Zeugen ausgeschaltet werden müssen. Wie in Thrillern üblich werden falsche Fährten gelegt, und die Zahl der Verdächtigen wächst. Die Auflösung ist dann eine ziemliche Überraschung. Einige Handlungselemente wirken unlogisch und konstruiert, und es bleiben lose Enden, Handlungsfäden, an denen die Autorin irgendwann kein Interesse mehr hat, zum Beispiel Schicksal und Funktion von Sascha Funk und Theresas Tätigkeit für den Eskort-Service.

Trotz erkennbarer Mängel - und dazu gehören für mich auch die unnötig grausamen Szenen, in denen die Opfer gequält werden - liest sich der Roman flüssig und schnell, aber nichts ist wirklich außergewöhnlich und originell. Auch sprachlich wirkt der Text nicht ausgefeilt, und manchmal fehlt es einfach an der nötigen Sorgfalt. Zum Beispiel sagt Adrian über seinen Freund Rolf: “…, man kann dich alten Schwerenöter keine Sekunde allein lassen, ohne dass du deine Finger von anderen Frauen lässt.” (S. 89). Gemeint ist ja wohl: Man braucht ihn nur eine Sekunde allein zu lassen, und schon kann er seine Finger nicht von anderen Frauen zu lassen.

Fazit: Hanna Winters Debütroman hinterlässt keinen starken Eindruck. Es bleibt zu hoffen, dass sie sich in künftigen Romanen noch steigern kann, dass sie weniger auf trendigen Nervenkitzel und mehr auf differenzierte Charakterisierung, einen gut durchdachten Plot und sprachliche Qualität setzt.