In Iriandria ist die Hölle los

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amaxing4 Avatar

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Dass es das Kling-Quartett vermag, seine jungen und alten Leserinnen und Leser mit einer Geschichte zu fesseln, wissen wir seit dem ersten Band. Aber die Frage, die sich am Ende des ersten Teils stellte, war, wie die Kinder auf das Enthüllen eines hier nicht zu benennenden Geheimnisses reagieren würden.

Doch ein Jahr später, wir wissen, dass Elos von Bergen weiter mit seinen Kindern zusammenlebt, als ein königlicher Bote Fredlaffs II. zu ihm kommt. Mit der Bitte das königliche Drachenzepter, das abhandengekommen ist, wiederzufinden, reist Elos mit Ada, die ihren Bruder in Friedhofen ausspionierte, und Naru, der seine Liebe zu Ilda aus dem Dorf mit „dingsen“ zelebriert, nach Iliandria.

Das Buch bricht Erwartungshaltungen des Lesers, legt Spuren, die ins Nichts führen oder konterkariert sie. Ein Beispiel: Erwartbar war ein Buch, das sich mit der Suche nach dem Drachenzepter auseinandersetzt und die Reisen und Rätsel der Heldenfamilie aufgreift. Dabei ist das nicht der Fall: Die Ausgangsgeschichte rund um das Drachenzepter ist sehr schnell vom Tisch und die Haupthandlung beschäftigt sich mit einer damit zusammenhängenden Problematik.

Warum ist das so gut?

Für erfahrene Krimileser, der ich nicht bin, bzw. Jugendbuchexperten können diese Romane schnell ermüdend und vorhersehbar sein. Marc-Uwe Kling und seinen Töchtern gelingt es aber, dass man immer dranbleiben möchte, weil bewusst mit diesen Erwartungshaltungen gespielt wird. Hinzu kommen die Figuren, die die vier ausarbeiten. Henrietta ist eine richtig interessante Prinzessin, aber auch alle Spurensucher bzw. -finder haben ihre eigene Backgroundstory, die es sich zu erinnern lohnt, will man das große Rätsel, mit dem sich der Roman hauptsächlich beschäftigt, lösen.

Die Haupt- aber auch die vielen kleinen Nebenhandlungen haben mich beeindruckt, weil ich nicht aufhören wollte. Gerade Minna von Barnheim ist eine manchmal sehr anstrengende Figur, die aber in sich ein schönes Modell sein kann, dass nicht immer nur klassische Heldenfiguren auftauchen müssen, sondern auch besondere Charaktere, die ihre Schrullen haben.

Erwachsene Leser werden sich an den Referenzen erfreuen, die man, wenn genau genug gelesen wird, erkennen kann.

In Summe habe ich mich über die Lektüre wirklich sehr gefreut und – tut mir Leid – bin jetzt schon gespannt, wie es weitergehen wird. Denn auch wenn dieses Mal kein so großer Cliffhanger den Abschluss bildet, so bleiben doch noch einige Fragen offen und ich reise einfach zu gern nach Friedhofen und die Welt um Elos, Ada und Naru.