Hätte mehr Tiefgang erwartet

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annajo Avatar

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Vivian Rose ist 1914 eine junge Frau in Zeiten, in denen Frauen immer häufiger mit auf archäologische Expeditionen gehen. Trotzdem ist es noch lange nicht gesellschaftlich akzeptiert. Doch Vivs Vater ist im Gegensatz zu ihrer Mutter recht offen und vertraut einem alten Freund, dem osmanischen Archäologen Tahsin Bey, seine Tochter für Ausgrabungen in Labraunda an. Neben den Ausgrabungen, und vor allem Vivs Dokumentation dieser anhand ihrer Skizzen, widmet sie immer mehr ihrer Zeit auch Gedanken über diesen Freund.

Die Leseprobe strahlt eine gewisse Magie aus. Man meint, die Hitze und den Staub förmlich spüren zu können, genauso wie die saftigen Feigen, die Viv immer genießt. Bereits auf diesen ersten Seiten erfährt man einiges Historisches über die Ausgrabungsstätte und die Zeit, die die Archäologen erforschen wollen, aber auch über die Umstände der Zeit, in der sie selbst leben. Zudem endet die Leseprobe recht spannend mit dem Beginn des ersten Weltkriegs. Trotzdem muss ich sagen, dass ich vom Schreibstil etwas enttäuscht bin. Ich hatte mir aufgrund des Eindrucks, den ich mir von der Autorin aufgrund der Klappentexte ihrer vorangegangenen Bücher gemacht hatte, etwas Tiefgründigeres erwartet. Stattdessen entsteht die Liebesgeschichte relativ schnell und Viv kommt dabei sehr naiv und schwärmerisch herüber. Manche Passagen bzw. Formulierungen wirken richtiggehend kitschig: "sie hätte ihm zu gern die Hand auf den Arm gelegt, sich an seinem muskulösen Unterarm unter dem Ärmel festgehalten wie an einem Rettungsanker. Um sich sicher zu fühlen." (S. 36).

Mein Eindruck dieses Buches ist etwas zwiegespalten. Die Handlung an sich verspricht interessant zu werden. Der Schreibstil könnte das Ganze jedoch ins Triviale oder Kitschige abgleiten lassen. Die Frage ist, wie ausgeprägt und häufig die genannten stilistischen "Ausrutscher" sind.