Anspruchsvoller historischer Roman

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Inhalt
Die 22jährige Britin Vivian Rose Spencer ist für ihren Vater nicht nur Tochter, sondern auch der Sohn, den er nie hatte. Die Erziehung, die er ihr angedeihen lässt, ist um einiges freier, als es andere jungen Frauen in ihrem Alter erleben. Sie darf sogar mit einem guten Freund ihres Vater, Tahsin Bey, eine Ausgrabungsexpedition in die Türkei unternehmen. Als in beiden Gefühle der Zuneigung erwachen, bricht der erste Weltkrieg aus und zwingt Vivian zur Abreise. Nach ihrer Rückkehr arbeitet sie als Krankenschwester in London. Monate später erhält sie ein Karte von Tahsin, in dem ein Artikel Erwähnung findet, der sie auf eine Ausgrabungsstätte in Peshawar hinweist. Kurzerhand beschließt sie dorthin zu reisen und die Spur von Tahsin aufzunehmen.

Quayyum ist im Krieg verwundet worden und kehrt nun in sein zu Hause nach Peshawar zurück. Im Zug trifft er auf Vivian und ahnt nicht, dass er sie in der Straße der Geschichtenerzähler wieder sehen wird.

Meine Meinung
Kamila Shamsie hat es von der ersten Seite an geschafft mich nicht nur in ihren Bann zu ziehen, sondern auch in eine andere Zeit zu entführen. Man fühlt sich sofort in das Jahr 1914 zurück versetzt, was auch an dem Talent der Autorin liegt, ihre Geschichte bildhaft auszuschmücken. Dreh- und Angelpunkt ist das exotische Peshawar, in dem sich ein Großteil der Handlung abspielt.

Zu der Protagonistin Vivian ist es leicht eine Bindung aufzubauen. Sie ist schon von Geburt an anders als so manche Gleichaltrige, da ihr Vater sie nicht nur wie eine Tochter, sondern auch wie einen Sohn erzieht. Vivian hat Freiheiten, die andere Mädchen nicht haben, was sie zu einer starken Persönlichkeit reifen lässt.

Quayyum hat für das britische Empire in Frankreich gekämpft und kommt verwundet nach Peshawar zurück. Inmitten seiner Familie fühlt er sich zunächst fremd und würde lieber wieder in den Krieg ziehen, wenn er die Wahl hätte. Seine Geschichte hat mich ein wenig mehr als die von Vivian interessiert und auch berührt. Denn es ist schon erschreckend, dass England seine eigenen Soldaten schonte und stattdessen Menschen aus den Kolonien, wie in diesem Fall Inder, im Krieg einsetzte.

Im Fokus der Geschichte liegt die Suche nach dem Stirnreif des Skylax. Einer der Schlüssel auf dieser Suche ist die Straße der Geschichtenerzähler in Peshawar. Aus verschiedenen Perspektiven erzählt uns die Autorin ihre Geschichte, die sich erst ganz am Schluss aus einer Vielzahl von Themen und Handlungssträngen entschlüsselt und das große Ganze erkennen lässt.

Ein anspruchsvolles Buch mit kleinen Längen, die insbesondere in den Teilen der Antike und Ausgrabungen für mich als Laien schwer lesbar waren. Es ist keine Geschichte, die man schnell runter lesen kann. Eine gewisse Konzentration ist unabdingbar, um dem Verlauf folgen zu können. Dennoch ist es ein historischer Roman, den ich jederzeit weiter empfehlen würde.

Fazit
"Die Straße der Geschichtenerzähler" ist eine anspruchsvolle Lektüre, bei der Liebhaber historischer Romane auf Ihre Kosten kommen dürften. Ich vergebe gerne 4 von 5 Sternen