Eintauchen in eine fremdartige Welt

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sommerlese Avatar

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Die Schriftstellerin Kamila Shamsie zeigt in ihrem anspruchsvollen Roman eine bemerkenswerte Geschichte von 1914 bis 1930, in der sie die Auswirkungen des 1. Weltkrieges zeigt und den daraus resultierenden Zerfall des britischen Empires und des osmanischen Reiches. Vor diesem Hintergrund lässt sie die junge Vivian ihren Wunsch nach einem eigenständigen Leben ausleben und deutet auf die sich langsam verändernde Rolle der Frau hin. In Europa kämpft man schon um das Wahlrecht, während sich in Asien die Frauen hinter Burka und Haustür verbergen müssen.

Der Schreibstil ist wie gesagt anspruchsvoll, hier werden viele asiatische Namen und Militärränge, Orte und arabische Redewendungen aufgeführt, an die man sich erst einmal gewöhnen muss.
Die Autorin vermag es, den Zauber der Landschaft aufzuzeigen, alte Märchen und Überlieferungen in die Geschichte einzubauen und so die magische Wirkung des Orients entstehen zu lassen.

Dabei muss man sich auf dieses Buch einlassen und sich somit Zeit lassen für die vielen Themen, die hier angesprochen werden. Denn die versprochene Liebesgeschichte ist nur eine Randerscheinung vor dem völkerrechtlichen Hintergrund, dem Kriegsgeschehen, der Archäologie und den kulturellen Unterschieden zwischen Europäern und Asiaten, die hier beschrieben werden. Die Liebesgeschichte ist das alles verbindende Element zwischen den politischen und kulturellen Ebenen und zeigt die Unterschiede und Entwicklungen auf.
Damit läuft dieses Buch auch sicher nicht unter Mainstream und zielt auf eine besondere Leserschaft an.

Mir hat das Buch sprachlich sehr gut gefallen, teilweise war es mir allerdings zu umfangreich und ausufernd in der Ausführung der jeweiligen Situation. Mit den Handelnden wurde ich schnell vertraut und ihre unterschiedlichen Schicksale haben mich ergriffen. Besonders die Unterschiede durch ihre verschiedenen Kulturkreise sind mir im Roman in Erinnerung geblieben.
Mit den antiken Texten und archäologischen Begriffen konnte ich hingegen nicht viel anfangen.

Dieses Buch ist eine anspruchsvolle Beschreibung von Kolonialwesen, Freiheitsbegehren und Archäologie und vielleicht nicht für jeden Leser geeignet. Ein wenig historisches Interesse sollte man mitbringen und ein wenig Geduld für die Namen und nicht ganz einfachen Texte.