Auf den Spuren der Familiengeschichte

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joanbowe Avatar

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Zuerst einmal hat mich das Cover des Buches 'Die Stunde der Liebenden' von Lucy Foley begeistert: Häuser im Abendlicht, so nah an der Felskante gebaut, dass sie jeden Moment ins Meer hinabzustürzen drohen.
Diese Häuser begegnen uns beim Schmökern im Buch wieder, man findet sie in einer Stadt auf der Insel Korsika, zu der die Protagonistin Kate im Jahr 1986 reist in der Hoffnung, hier etwas über ihre Familiengeschichte herausfinden zu können.
Kate hat ihre Mutter, eine Balletttänzerin, die ihre einzige Familie war, vor einiger Zeit durch einen tragischen Unfall verloren. Seitdem hat sie sich vollkommen zurückgezogen, lebt nur noch für ihren Beruf als Fotografin und die Besuche ihrer an Demenz leidenden Ersatzgroßmutter Evie im Pflegeheim.
Eines Tages in einem klaren Moment verlangt Evie dringend nach Kate und übergibt ihr einen Umschlag. In dem findet Kate die Zeichnung einer Frau, die ihrer Mutter verblüffend ähnlich sieht- aber datiert ist auf die Zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts - und einen Brief.
Kurz darauf stirbt Evie und Kate entscheidet sich, ihr gleichförmiges Leben hinter sich zu lassen und sich auf die Suche nach
dem unbekannten Maler zu begeben, um vielleicht etwas über die geheimnisvolle Zeichnung zu erfahren.
Ihre Reise führt sie nach Korsika und von dort aus tief in die Geschichte der tragisch endenden Liebe von Tom und Alice, die in den Zwanziger Jahren in London begann.
Das Buch erzählt auf zwei Ebenen. Auf der ersten Ebene lernen wir Kate kennen, wir trauern mit ihr über den Verlust der Mutter, die auch ihre beste Freundin war und verfolgen gespannt ihren Aufbruch in die unbekannte Familiengeschichte. Die Reise wird sie nicht nur in die Vergangenheit führen, sondern auch zu sich selbst und sogar zu einer neuen Liebe. Sie wird lernen, wieder auf andere Menschen zuzugehen und zu vertrauen.
Auf der zweiten Ebene begegnen wir in eingestreuten Kapiteln dem Liebespaar Tom und Alice, das aus so unterschiedlichen Lebenswelten stammt und trotzdem zueinander findet. Wir begleiten beide durch fast ein ganzes Leben, lieben und leiden mit ihnen und erleben gleichzeitig auch ein spannendes Stück Zeitgeschichte.
Das Buch ist wunderbar als entspannende Lektüre geeignet, die Handlung ist eingängig und schlüssig, die Protagonisten sympathisch.
Mein Prädikat: gute Unterhaltung!