Die Stunde der Liebenden

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carmen1994 Avatar

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„England, 1928. Alice und Tom- die lebenshungrige Tochter aus gutem Hause und der talentierte Künstler aus einfachen Verhältnissen: Sie kennen sich aus ihrer Kindheit, nach Jahren führt der Zufall sie wieder zusammen. Ihre Liebe ist die reine Magie. Doch nicht nur Alices Familie steht dem gemeinsamen Glück im Weg…
London, 1986. Kate, eine junge Fotografin, fängt auf ihren Streifzügen durch die Stadt das pulsierende Leben ein. Sie selbst lebt zurückgezogen, auch Familie hat sie keine mehr. Eines Tages fällt Kate eine Zeichnung in die Hände, aus den 1920er Jahren. Und sie traut ihren Augen kaum: Denn die Frau darauf sieht ihrer verstorbenen Mutter täuschend ähnlich. Kate beschließ, dem Geheimnis um die Zeichnung auf den Grund zu gehen…“
(Inhaltsangabe übernommen)

„Die Stunde der Liebenden“ ist ein fesselnder Roman über die Macht der Liebe, die alles zu überwinden scheint. Es ist die Geschichte von Kate, die sich auf der Suche nach den Geheimnissen über ihre Vergangenheit, selbst verliebt. Und dann gibt es da noch Alice und Tom, die einander so unglaublich lieben, die durch Kontinente und Kriege getrennt werden, und trotzdem um ihre aussichtslose Liebe kämpfen. Es ist die Geschichte über die Macht der Liebe, die alle Widrigkeiten übersteht und auch nach Jahrzehnten nicht einfach so verschwindet.
Die Sprache des Romans ist, und ich finde hier einfach kein anderes Wort, wunderschön, ja, außergewöhnlich zart und bildreich, fast schon poetisch. Die Autorin schreibt mit einer unglaublichen Leichtigkeit über so viele schmerzliche Ereignisse und macht die Geschichte damit so berührend.
"Sie sitzen da, bis der erste Lichtschein des neuen Tages am Himmel erscheint und die silberne Oberfläche des Sees rosig färbt." (S.96)

Die Autorin hat sehr auf Details geachtet, macht die Schauplätze der Geschichte sehr realistisch. Auch die Protagonisten sind gut ausgearbeitet und glaubhaft gestaltet. Die Geschichte ist so leidenschaftlich erzählt, so glaubhaft, so fesselnd, dass es nur schwer ist, das Buch wieder aus der Hand zu legen und gleichzeitig schwer, keine Angst davor zu haben, das Buch zu Ende zu lesen, was das Ende der Geschichte bedeutet. An manchen Stellen des Buches wird die Spannung fast schon greifbar.
"Man sagt, sie seinen nur noch etwa einen Tag entfernt. Von den brennenden Fabriken in der Peripherie der Stadt steigen hohe Rauchwolken in den Himmel. Das Warten ist das Schlimmste. Die Stille in den Straßen hat inzwischen spürbar zugenommen und ist von einer neuen Qualität: Es ist die Stille angehaltenen Atems." (S.396)

Auch die Art, wie die Autorin Gemälde, Fotografien und Skizzen beschreibt, ist beeindruckend, man glaubt, das Bild direkt vor sich zu sehen.
"Sie hängt jetzt in der National Portrait Gallery. Ihr Lächeln hat sich im Laufe der Jahre nicht verändert, und ihre Haare, seidig wie Katzenfell, fallen ihr immer noch bis knapp übers Kinn. Sie sitzt etwas ungeschickt da, eine Haltung, die dem Moment geschuldet ist, festgehalten für die Ewigkeit. Sie blinzelt leicht, die Augen mit der Hand gegen eine unsichtbare Sonne abgeschirmt." (S.9)

Mein Fazit:
Zugegeben, am Anfang brauchte ich etwas, um in die Geschichte reinzukommen, aber nach etwa dreißig Seiten war ich dann so fasziniert von der Geschichte und der Art, wie sie geschrieben war, dass ich nicht mehr aufhören konnte, zu lesen. Natürlich ist die Geschichte romantisch, wie auch nicht, schließlich geht es um die wahre Liebe, aber sie ist nicht kitschig, nicht unerträglich träumerisch oder klischeehaft. Das Buch ist leicht zu lesen und genau das Richtige für einen trüben Herbsttag, an dem man sich einfach in eine andere Welt flüchten möchte….