Eine wundervolle Generationen überdauernde Liebesgeschichte voller Geheimnisse

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meleth Avatar

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Als ich gestern DIE STUNDE DER LIEBENDEN von Lucy Foley beendet habe, war ich erst einmal ein emotionales Wrack. Selbst Stunden danach habe ich daran denken müssen und jedes Mal erneut angefangen zu schluchzen. Was für eine herzzerreißend und wunderbar geschriebene Liebesgeschichte! Ich kann nicht sagen, dass ich mit dem Ausgang komplett einverstanden gewesen wäre – dennoch denke ich, dass ein passenderes Ende nicht hätte gefunden werden können.

Es ist die Liebes- und Lebensgeschichte des jungen Malers Tom Stafford und der jungen Alice Eversley, die im frühen 20. Jahrhundert ihren Anfang findet – aber es ist auch die Geschichte der Mittzwanzigerin Kate, die sich im Jahre 1986 aufmacht, um das Geheimnis einer Zeichnung, die auf das Jahr 1928 datiert ist, obwohl das Mädchen auf dem Foto ihrer Mutter erstaunlich ähnlich sieht, zu ergründen. Bei diesem Unternehmen spielt auch der mittlerweile sehr erfolgreiche Maler Tom Stafford eine große Rolle, von dem sie kurzerhand nach Korsika eingeladen wird, um ihr seine Lebensgeschichte zu erzählen und damit einige der Geheimnisse, die diese Zeichnung umgeben, zu lüften.

Der Schreibstil der Autorin ist malerisch, fast poetisch, und obwohl fließend und locker geschrieben, habe ich einige Zeit gebraucht, mich daran zu gewöhnen. Einmal im Lesefluss, war es jedoch schwer das Buch aus der Hand zu legen. Die Geschichte wird aus verschiedenen Gegenwarten und aus mehreren Perspektiven erzählt. Während es sehr abwechslungsreich war, wurden so auch die verschiedenen Blickwinkel der jeweiligen Personen beleuchtet, die dem Leser helfen, ihre Handlungen und Motive zu verstehen und vielleicht nachvollziehen zu können. Ohne zu viel darüber zu verraten, möchte ich nur sagen, dass gerade die dritte Perspektive, die im späteren Verlauf des Buches dazu kam, von mich hier von großer Bedeutung war.
Neben den Zeit- und Perspektivwechseln, spielt die Story auch an vielen unterschiedlichen Orten – England, Korsika, Frankreich – und sogar Amerika. Langweilig wurde mir beim Lesen also sicher nicht.

Besonders die Charakterentwicklung der beiden Personen, die in der Vergangenheit und in der Gegenwart vorkommen, fand ich sehr stark: Die Veränderungen, die in einem 80-jährigen Leben mit zwei Weltkriegen vor sich gehen, werden schonungslos herausgearbeitet und machen die Charaktere authentisch und glaubwürdig.

Da es sich um einen Liebesroman handelt, waren für mich zwei Dinge vorhersehbar – darunter auch, dass Kate sich mit dem mürrischen und sich ihr anfangs gegenüber abweisend verhaltenden Oliver, Stafford’s Enkel, anfreunden würde – doch nicht alles entwickelte sich in die von mir gewünschte Richtung, was dieser schicksalshaften Liebesgeschichte nur noch mehr Authentizität verleiht.

Während ich die teilweise Vorhersehbarkeit nicht als Manko sehe, hätte ich mir jedoch etwas mehr Einblick in Kates Entwicklung gewünscht, nachdem sie die gesamte Geschichte hinter der Zeichnung kannte. Wie hat sie es verarbeitet? Was wird aus ihr und Oliver?

Das wundervoll zum Träumen anregende Cover, das ich im Verlauf des Buches immer mehr zu lieben gelernt habe (ich glaube, eine Reise nach Korsika wird fällig!), möchte ich auch nicht unerwähnt lassen.

Die vollen fünf Sterne hat dieses herzergreifende Buch, bei dem ich nicht nur einmal Tränen in den Augen und einen Kloß im Hals hatte, auf jeden Fall absolut verdient. Lesen, lesen, lesen!