trifft mitten ins Herz

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petral. Avatar

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Die 19-jährige Gwen hat ein neues Herz bekommen und wird nun , nach langer Reha nach Hause entlassen. Ihr ganzes Umfeld nimmt jetzt natürlich an, dass sie überglücklich sein muss, denn sie darf weiterleben und kann endlich wieder Dinge tun, die für sie lange nicht mehr möglich waren. Doch Gwen fühlt sich nicht glücklich. Jede Nacht wird sie von schlimmen Alpträumen geplagt. Ständig muss sie daran denken, dass jemand sterben musste, damit sie weiterleben kann und das macht ihr ein schrecklich schlechtes Gewissen. Doch sie traut sich nicht, mit jemandem über diese Gedanken zu sprechen, denn sie fürchtet, dass das sowieso keiner verstehen wird. Also leidet sie still für sich und spielt ihrer Familie weiterhin "heile Welt" vor. Als die Belastung für sie fast unerträglich wird, fasst sie einen verrückten Plan. Sie möchte das fremde Herz nicht für sich behalten, aber umsonst soll derjenige, der es gespendet hat, auch nicht gestorben sein, also bietet sie es in einem Internetforum an, auf dem sich Menschen treffen, die entweder ein neues Organ brauchen, oder welche die, genau wie Gwen, schon eine Transplantation hinter sich haben. Gwen schreibt also in das Forum, dass sie ihr Herz einem anderen überlassen möchte.

Diesen Beitrag liest Noah. Der Sohn einer erfolgreichen Herzchirurgin , ist Administrator dieses Forums und für ihn ist natürlich sofort klar, dass so ein irres Angebot nur ein Fake sein kann, denn kein Mensch ist so verrückt und bietet sein Herz im Internet an. Da er wegen privater Probleme gerade selbst nicht in der besten Stimmung ist, löscht er den Beitrag von Gwen und auf ihre Nachfrage, behauptet er einfach frech , er wolle ihr Herz gerne für sich haben. Gwen nimmt nun also an, dass Noah selbst schwer herzkrank ist und so steht sie dann tatsächlich eines Abends vor seiner Tür, um alles weitere mit ihm zu planen. Noah ist natürlich total geschockt, als ihm klar wird, dass Gwen ihr Angebot wirklich ernst meint und dass sie wirklich sterben will. Da er nicht riskieren will, dass sie sich wirklich was antut und erst einmal Zeit gewinnen will, spielt er also weiter den Herzkranken , versucht aber währenddessen, die verzweifelte junge Frau von ihrem Vorhaben abzubringen und ihr zu zeigen, dass es sich doch lohnt, zu leben.

Was die ganze Sache aber dann noch komplizierter macht, die beiden verlieben sich ineinander. Wie soll Noah Gwen sagen, dass er gar nicht krank ist? Wird sie ihm diese Lüge verzeihen? Und was, wenn sie immer noch sterben will?

Ein sehr emotionales Buch, das packend beschreibt, mit was für widersprüchlichen Gefühlen die Empfänger von Organen kämpfen müssen. Während die Umwelt erwartet, dass man mit dem neuen Organ einfach nur glücklich ist, muss man selbst erst einmal damit fertig werden, dass man das Organ eines Verstorbenen bekommen hat und dass um diesen Verstorbenen gerade irgendwo getrauert wird. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass diese Gedanken sehr belastend sind und man sich oft alleine fühlt, weil man sich nicht traut, das offen auszusprechen. Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht von Gwen und Noah erzählt, dadurch lassen sich die Gefühle von beiden sehr gut nachvollziehen. Und durch die sehr gefühlvolle Erzählweise fühlt man sich den zwei Hauptpersonen sehr nahe . Gwens Hoffnungen und Ängste werden sehr einfühlsam beschrieben und auch die Sorgen, die sich Noah um Gwen macht, sein schlechtes Gewissen, weil er sie belügt, seine Angst, dass sie sich doch noch etwas antut, all das hat die Autorin sehr eindringlich beschrieben. Und auch an die Familien der Spender muss man beim Lesen automatisch denken. Mich hat dieses Buch , ehrlich gesagt, schon ziemlich mitgenommen und manchmal musste ich pausieren, weil ich vor lauter Tränen die Buchstaben nicht mehr erkennen konnte. Für mich ein absolutes Lesehighlight, das ich auf jeden Fall weiterempfehlen würde.