Enttäuschend, jedoch lesenswert

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In "Die Tanzenden" erzählt die Autorin Victoria Mas die Geschichte von vier Frauen die im Jahr 1885 in Frankreich lebten und in der Salpetriere, der berühmten Frauenpsychiatrie, aufeinandertreffen. Dabei gibt sie dem Leser sehr bedrückende Eindrücke in das Leben dieser Frauen und zeigt, wie allgegenwärtig die Macht des männlichen Geschlechts zur damaligen Zeit war.

Cover
Das Cover ist einnehmend, auffällig und auch sehr schön anzusehen. Zusammen mit dem Titel weiß man erst mal nicht, worüber die Geschichte handelt. Aber leider ist auch der Klappentext etwas irreführend.

Meine Meinung
Die Protagonistinnen dieser Geschichte könnten kaum unterschiedlicher sein und auch ihre Hintergrundgeschichte unterscheidet sie voneinander, auf diese Weise werden dem Leser unterschiedliche Denkweisen der Frauen zur damaligen Zeit dargestellt und auch ihre unterschiedliche Art mit ihrer Situation umzugehen. Dabei werden die Protagonistinnen, durch die eindrucksvolle Schreibweise der Autorin, dem Leser sehr realistisch dargestellt und man hat keine Probleme ihre Beweggründe zu verstehen.
Zudem zeigt Victoria Mas die Umgangsweise mit den Patientinnen, wie zum Beispiel ihre öffentliche zur Schau Stellung und auch wie einfach es damals war sich einer unbequemen Frau zu entledigen. Besonders gut finde ich, dass nicht nur gezeigt wird, dass Männer die Frauen unterdrücken, sondern auch das sich Frauen gegenseitig unterdrückt haben.
Insgesamt eine sehr gute Geschichte über die Unterdrückung der Frau im 19. Jahrhundert, welche einen zum Nachdenken anregt. Dabei muss man auch erwähnen, dass einige Charaktere, der Handlungsort und auch einige Handlungen der Geschichte echt sind.
Jedoch hat die Autorin auch die Thematik der Spiritualität mit eingebunden. Wenn man nicht daran glaubt, ist man sehr enttäuscht, dass diese Thematik mit in einer so bewegenden und wichtigen Thematik der Unterdrückung eingebracht wurde. Das sorgte dafür, dass ich das Buch öfter zur Seite legen musste, weil ich nicht wusste, was ich davon halten soll. Denn plötzlich hat man auch noch die Seite der Unterdrücker verstanden und das fand ich, hat diese unglaublich bewegende Geschichte zum Teil wieder zunichtegemacht. Besonders, da ich nicht glaube, dass das die Intention der Autorin war.
Doch nicht nur die Hinzunahme einer zweiten Thematik, sondern auch das Ende fand ich sehr enttäuschend. Das Ende hatte nämlich ein großes Potenzial, jedoch wurde schnell geschrieben, was mit den Protagonistinnen noch geschieht und dabei ein viel zu leichtes und schnelles Ende im Epilog gewählt.

Fazit
Victoria Mas hat eine unglaublich einnehmende Schreibweise, welche einem diese wichtige Thematik verdeutlicht und zum nachdenken anregt. Und auch trotz der doch sehr starken Defizite, kann man nicht anders als das Buch weiterzuempfehlen, denn Mas hat vier unglaubliche Protagonistinnen erschaffen, deren Geschichte man einmal gelesen haben sollte.