Ein oberflächlicher Western

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mannuberbord Avatar

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In den vergangenen Jahren hat das Western-Genre in den USA eine Art Renaissance erfahren. Sogenannte "revisionistische Western" spielen ebenso wie ihre Vorbilder in den weiten Landschaften des amerikanischen Westens, ihre Protagonisten sind aber Figuren, die bislang viel zu wenig Beachtung bekommen haben. Auch Tom Lin fügt mit seinem Buch eine neue Perspektive hinzu. Sein Ming Tsu, der Sohn chinesischer Immigranten, hat Gleise verlegt und befindet sich zu Beginn des Romans auf einem Rachefeldzug. Das Potenzial der Geschichte löst sich jedoch leider nicht ein. Der Schreibstil ist karg, aber anstatt eine lakonische Atmosphäre zu schaffen, wirkt er bloß simpel. Die Nebenfiguren sind überzeichnet, der Humor geht nicht auf. Und auch Ming Tsu selbst bleibt zweidimensional, seine Motive oberflächlich. So folgt der Leser einem rastlosen, episodischen Plot mit viel Action - und vermisst doch die Spannung. Eine Enttäuschung.

Wer das Interesse an dem Genre nicht verloren hat, dem seien stattdessen das meisterhafte "Herzland" von Téa Obreht, der Roman "Wie viel von diesen Hügeln ist Gold" von C Pam Zhang und "Die Gesetzlose" von Anna North ans Herz gelegt.