Eine multiperspektivische Achterbahnfahrt

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Ben Lerners Roman „Die Topeka Schule“ ist eine multiperspektivische Achterbahnfahrt durch ein Amerika kurz vor der Jahrtausendwende und ein gegenwärtiges.

Inhaltlich dreht sich die Geschichte um vier Personen: Adam ein beliebter Schüler, der ein Meister im Debattieren ist, um seine Eltern, die beide Wissenschaftler sind und um Darren, ein Junge der aufgrund seiner kognitiven Einschränkung ausgegrenzt wird.

In nicht chronologischer Reihenfolge wird von diesen vier Personen erzählt. Den einzelnen Personen sind jeweils mehrere Kapitel gewidmet. Adams Kapitel sind konsequent aus der Perspektive der 3-Person erzählt. Seine Kapitel sind geprägt von Debattierwettbewerben, seiner privilegierten Kindheit an der Topeka Schule, seiner Beziehung zu seiner Freundin, seinen Eltern und der Suche danach ein „richtiger Mann“ zu werden. Die Kapitel von Adams Eltern werden hingegen aus der Ich-Perspektive erzählt. Diese sind geprägt von Ehe-Problemen, Problemen mit Sohn Adam und den zwischenmenschlichen Problemen von Männern und Frauen. Im Stile des Brechtschen-Theaters wird in den Kapiteln von Adams Eltern gerne mal die 4. Wand aufgebrochen, sodass das Gefühl entsteht, dass die Protagonisten direkt mit dem Leser kommunizieren. Darrens Kapitel sind eher kleine Einschübe, die auf eine traurige Weise verdeutlichen, wie hart das Leben als Ausgegrenzter ist.

Auf thematischer Ebene greift „Die Topeka Schule“ wichtige Themen der Gegenwart auf. Adams Mutter ist eine berühmte Autorin feministischer Bücher, die Drohbriefe von Männer bekommt. Alle männlichen Figuren in dem Buch sind geprägt von toxischer Männlichkeit. In diesem Zusammenhang kommt dann das Thema der Schwulenfeindlichkeit dazu. Generell ist das Thema Ausgrenzung allgegenwärtig.

Besonders beeindruckend sind die Stellen, in denen es um das Debattieren und ganz besonders um die politische Debatte geht. Hier veranschaulicht Lerner, welche macht Sprache hat, im positiven wie im negativen Sinne. So können gerade durch Sprache Menschen ausgeschlossen oder gezielt angesprochen werden. Gerade in der politischen Debatte, kann durch Politiksprech ein Ausschluss stattfinden, da Menschen mit einer gerieren Bildung dem Gesagten nicht folgen können. So klingt in dem Buch nicht nur eine Kritik an der politischen Diskussion an, sondern auch an Donald Trump der sich durch Vereinfachung der Sprache zum Präsidenten hat wählen lassen. Das ist in dem Buch nicht der einzige Beleg, dass Sprache als Werkzug und Waffe zugleich genutzt werden kann.

Dieser Roman schafft es unzählige und wichtige Themen aufzugreifen und gekonnt zu bearbeiten. „Die Topeka Schule“ ist ohne Zweifel kein einfach zu lesendes Buch, vor allem wenn man es nicht in einem Rutsch liest. Auch in diesem Roman kommt es zur Ausgrenzung durch Sprache, da Lerner ein so komplexes und Sprachmachtiges Buch geschrieben hat, das nicht jeder Leser*rin dem folgen kann und sich dadurch möglicherweise ausgeschlossen fühlt. Doch gerade deshalb lohnt es sich umso mehr dieses Buch zu lesen. Große Literatur ist nicht immer einfach, aber gerade deshalb lohnt es sich umso mehr sich mit ihr zu befassen und ihr auf den Grund zu gehen.

Gerade die Meisterhaftigkeit mit der Lerne es schafft die verschieden Erzählebenen und Themen zu verbinden, macht diesem Roman zu etwas ganz besonderem. Dem Stil von Lerner merkt man an, dass er ursprünglich aus der Lyrik kommt, wie meisterhaft er es versteht mit Sprache umzugehen ist beeindruckend.

Eine klare Leseempfehlung!