Anna und die Zufälle

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suse9 Avatar

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Die 36jährige Anna verliert bei einem Unfall ihre Eltern und ihren Bruder. Ihr Vater war Detektiv, von ihm hat sie die Fähigkeit, Geheimnissen auf den Grund zu gehen. Die Wurzeln der Mutter sind in Barcelona zu finden und hierhin reist Anna in der Absicht, einen Reiseführer der etwas anderen Art zu schreiben. Rafael – Chefredakteur einer Kulturzeitschrift – lässt sie bei sich wohnen und hilft ihr, wo er nur kann. Auch sein Lebenspartner Quim, der bei der Polizei arbeitet, nimmt Anna freundlich auf. Alles könnte so gut laufen für sie, wäre da nicht der Tote, der bei ihrer Ankunft vor ihrem Haus liegt. Wie sich herausstellen wird, ist dies nicht der einzige Fall, der Quim und sein Team in Atem hält. Doch Anna wäre nicht die Tochter eines Detektivs, wenn sie nicht den einen oder anderen Tipp zur Auflösung des Falls geben könnte.

 

Das Buch „Die toten Gassen von Barcelona“ las sich leicht und flüssig weg. Der Schreibstil war nicht kompliziert und Stefanie Kremser fing das Flair Barcelonas gut ein. Die Autorin lies uns nicht nur Anna begleiten, sondern auch in - mit Kursivschrift gekennzeichneten – Passagen in die Gedanken des Täters schauen. Relativ schnell wurde das Motiv erkennbar, was mich nicht weiter störte, da die Geschichte vorerst gut erzählt war. Allerdings verleidete mir die Protagonistin selbst die Lektüre. Unlogische fast naive Handlungen liesen mich an ihrer Glaubwürdigkeit zweifeln und die unwahrscheinlichen Zufälle (Anna hat den entscheidenden Geistesblitz, Anna stöbert wichtige Hinweise auf, und wieder Anne ist zur Stelle, wenn niemand sonst es ist), die jedes Mal für die Aufklärung der Morde günstig zu Buche schlagen, nervten mich am Ende nur noch. Dass die spanische Polizei die Laiin Anna mit an einen Tatort nimmt oder ein Verhör führen lässt, entbehrt z.B. jeglicher Realität. Selbst mit ganz starkem wohlwollendem Augenzudrücken nahm ich das der Autorin nicht ab. Ganz ohne Charme ist der Roman allerdings nicht. So sind mir zwei der Charaktere sehr sympathisch und wenn sie zu Wort kamen, machte das Lesen Spaß.

 

In ihrem Roman macht die Autorin auf Missstände aufmerksam, die beachtet werden sollten. Leider ist die Darstellung in meinen Augen zu übertrieben. Durch die permanente Wiederholung und das ständige Hinweisen auf diese Ungerechtigkeiten fühlte ich mich zeitweise vorgeführt. Hier wäre weniger mehr gewesen, da der Leser durchaus in der Lage ist, recht schnell zu erkennen, worauf Stefanie Kremser hinaus will und eigene Schlüsse daraus ziehen kann. Ich mag den erhobenen Zeigefinger in Romanen nicht.

 

Leider muss ich sagen, dass sich der Roman zwar gut lesen lässt, aber die Handlung völlig unglaubwürdig wirkt.