Die andere Seite von Barcelona

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smilingkatinka Avatar

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Die toten Gassen von Barcelona ist ein dünnes Buch, das man leicht übersieht, was aber schade wäre, denn es lohnt sich sehr, es zu verschlingen.

Anna Silber, Tochter einer Katalanin und eines deutschen Privatdedektivs, hat ihre Familie bei einem Unfall verloren. Das hat ihr erstmal den Boden unter den Füssen weggezogen. Die Journalistin war gerade unterwegs, als die Nachricht kam und wurde von einem Kollegen aus Barcelona getröstet und aufgefangen. Als sie dann den Auftrag bekommt, einen alternativen Reiseführer über Barcelona zu schreiben, sagt sie sofort zu. Immerhin kann sie so ihren Freund Rafael und seinen Partner Quim besuchen und auch ein wenig die Heimat ihrer Mutter kennenlernen.

Doch aus dem entspannten Aufenthalt wird nichts. Denn kaum ist sie angekommen, sieht sie auch schon eine Leiche. Ein Mann, der von einem Haus gestürzt ist oder gestürzt wurde. Da Quim bei der Polizei ist, erfährt Anna schnell, dass dies nicht der erste Mord ist. Als Tochter eines Privatdedektivs ist ihre Neugier geweckt und so ist es nicht verwunderlich, dass sie recht schnell in die Ermittluungen verwickelt ist.

Immer wieder eingestreut und durch die kursive Schrift vom restlichen Buch abgegrenzt ist die Geschichte eines Mannes, der in einem heruntergekommenen Haus seine totkranke Mutter pflegt und ihr die Erfüllung eines Planes verspricht. Man kann sich schon fast denken, wie die geschichten zusammenhängen.

Der Krimi ist an und für sich ist nicht atemberaubend gut sondern eher Mittelmaß. Die Protagonistin und auch ihre Freunde sind sehr sympathisch und detailreich dargestellt, aber die Geschichte wirkt inszeniert. Bei aller Liebe, aber so viele Zufälle kann es einfach nicht geben. Deshalb ziehe ich meiner Bewertung auch einen Punkt ab, denn ein krimifan ist sicherlich enttäuscht von dem Werk.

Allerdings macht die Beschreibung Barcelonas, das Einfangen der Atmosphäre, die Geschichte um Anna alles wieder wett. Ich kenne  Barcelona und ich kenne auch einige Katalanen, daher sind mir die gesellschaftlichen Probleme nicht fremd. Barcelona ist eben nicht das, was der gewöhnliche Tourist sieht, Barcelona ist mehr. Viel mehr. Und auch Barcelona hat seine dunklen Seiten, die dieser Roman unglaublich plakativ und doch gefühlvoll beschreibt.

Als Krimi nicht empfehlenswert. Wer aber die Stadt kennt und liebt oder sie kennenlernen will, der wird dieses Buch genießen. ich bin jedenfalls froh, dass es so dünn war, denn ich konnte es nicht aus der Hand legen und muss ja auch mal was essen.