Ein Hauch von Urlaub

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blaubeermuffin Avatar

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Zugegeben: Eigentlich bin ich gar keine Krimi-Leserin. Depressive skandinavische Kommissare und das ewige „Whodunnit“ finde ich absolut uninteressant. Da dieser Roman aber einen erfrischenden Kontrast zu den altbekannten Krimi-Klischees darstellt, hat er mir gut gefallen. Denn im Grunde ist _Die toten Gassen von Barcelona_ mehr Reiseführer als Krimi. Barcelona wird auf sehr pittoreske Weise beschrieben, dabei jedoch keineswegs romantisch verbrämt. Welche Probleme der moderne Massentourismus mit sich bringt und mit welch kriminellen Tricks geldgeile Immobilienspekulanten alteingesessene Mieter vertreiben – diese Thematik greift Stefanie Kremser auf und verwebt sie zu einer interessanten Geschichte mit einem großen Schuss Sozialkritik. Die Sprache ist sehr flüssig und bildhaft und erzeugt sofort ein lebhaftes Kopfkino.

Allerdings bleibt die Logik an ein paar Stellen auf der Strecke und manche Zufälle sind einfach nur unglaubwürdig. Auch wirkte die sich gegen Ende anbahnende Romanze auf mich ziemlich konstruiert und überflüssig – etwas, was mir jedoch in vielen Büchern begegnet, nicht nur in diesem. Dass außerdem eine Journalistin quasi im Alleingang eine Mordserie aufklärt, während die Polizei völlig ratlos daneben steht, war für meinen Geschmack etwas zu viel des Guten. Da der Gesamteindruck des Buchs jedoch ein sehr unterhaltsamer ist, konnte ich über diese Schnitzer gerne hinwegsehen. 

Für hartgesottene Krimi- und Thrillerfans ist der Roman möglicherweise nicht das Richtige, da die Krimihandlung doch eher nebensächlich und simpel gestrickt ist. Wer allerdings ein kurzweiliges Lesevergnügen sucht, um zumindest im Geiste einen Kurzurlaub in Barcelona zu verbringen, dem kann ich _Die toten Gassen_ nur empfehlen.