Aug in Aug mit Hitler

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Bereits durch das Buchcover erhält man eine Einstimmung auf die Stimmungen in der düsteren Geschichte und den Gefühlen der besetzten französischen Bevölkerung – alles ist grau, grausam, voller Grauen.

Die Geschichte wird in der Ich-Perspektive des Kommissar Edouard Giral ('Eddie') erzählt und wechselt zwischen dem Erzählzeitraum 1940, zur Zeit des Einmarschs der Deutschen in Frankreich, und Rückblicken in das Jahr 1925. Alles beginnt mit dem Auffinden von 4 polnischen Geflüchteten und dem zeitgleichen Selbstmord eines Vaters und seinem kleinen Sohn, ebenfalls Polen. Darum entspinnt sich nun eine spannende Geschichte um Intrigen, Verrat, idiotischem Gehorsam und Vernichtung, Gewalt und Macht.
Die Ereignisse ziehen den Lesenden in das angstbeladene Paris während der Besatzungszeit mit den mannigfaltigen Schikanen durch die Besatzer. Begleitet werden Eddies Nachforschungen durch Erinnerungen an seine traumatisierenden Erlebnisse während des ersten Weltkriegs, die ihn während seiner Ermittlungen immer wieder einholen. Basierend auf der Traumatisierung und seiner persönlichen Situation erlebt der Lesende den Protoganisten Eddie in einem Spannungsfeld zwischen Lebensmüdigkeit, Mut, Verzweiflung, Unbeugsamkeit und Gerechtigkeitsstreben, getrieben im Kampf um das Leben seines Sohnes. Dabei wird der Lesende immer wieder mit Gewaltexzessen konfrontiert.

Durch die zahlreichen Handlungsstränge und handelnden Parteien verliert man als Lesender leicht den Überblick. Wer kann wem vertrauen? Es scheint ein undurchschaubar verknüpftes Netz an Personen innerhalb der Nazi-Organisationen zu geben, die jeweils eigene Ziele verfolgen, so dass eine Aufklärung der Morde an den polnischen Flüchtlingen für einen französischen Kommissar unerreichbar scheint.

Der Erzählstil ist hoch dynamisch und die Orte und Charaktere sind detailreich beschrieben. Sogar die Nebenrollen werden mit schillernden Aspekten belegt, wie der blinde Tresorknacker, die Tänzerin Dominique, die zwielichtigen Gestalten in Luigis Bar oder die Mitglieder der polnischen Widerstandsgruppe. Sehr gut gefallen hat mir die Beschreibung der Stimmung der Menschen und das Verhalten der Invasoren im besetzten Paris, das machte die Geschichte noch greifbarer und das Grauen fast fühlbar.

Fazit: eine hervorragend geschriebene Geschichte mit starken Charakteren und mit einem überraschenden Ende.