Und noch einmal Berlin in den goldenen Zwanzigern!
Golden, schillernd, mondän, comspolitisch ... Glamour, Kino, Stars und Sternchen, Charlston, Bubikopf, Franzsenkleid, Zigarettenspitze ... emanzipiert, aufgeweckt, frech, selbstbewusst ... Das sind Attribute, die einem durch den Kopf gehen, denkt man an Berlin in den 20ern, insbesondere an die "neue Frau" im Berlin der 20er, und die einem entgegenspringen, betrachtet man das Cover des Buches "Die Ullsteinfrauen und das Haus der Bücher". Man könnte denken, nicht noch ein Roman über die 20er, gibt es nicht schon genug: die Gesellschaftsromane der Neuen Sachlichkeit, "Kleiner Mann, was nun?", "Das kunstseidenen Mädchen", "Menschen im Hotel", aber auch die Unterhaltungs-, Frauen- und Kriminalromane der jüngsten Gegenwart, die "Babylon Berlin"-Reihe, die Leo Wechsler Kriminalromane, die Reihe um die Polizeiärztin Magda Fuchs, die Reihe "Novembersturm", die Hebammensaga "Aufbruch in ein neues Leben" usw. usf. Und trotzdem kann man nicht genug bekommen von dieser vielseitigen, vielschichtigen und vielversprechenden Zeit: die Salons, die Kultur, die Unterhaltung auf allen Ebenen, Kunst, Musik, Sport, Mode, aber auch die Politik und die sozialen Spannungen, der Aufbruch zu unendlichen Möglichkeiten und gleichzeitig der drohende Absturz in die Arbeitslosigkeit oder Kriminalität durch Inflation, Arbeitslosigkeit und Armut, im Wortsinne "ein Tanz auf dem Vulkan". In diesem Sinne ist der Leser dieses neuen Romanes gespannt darauf, was die Autorin macht aus diesen unbegrenzten Möglichkeiten. Wir treffen auf historische Figuren, die Ullsteins, Vicke Baum, was es umso spannender macht, weil der Leser im Hinterkopf hat, dass es diese geschilderten Leben so wirklich gegeben hat. Und natürlich ist es für einen Leser, der als Leser immer auch Buchliebhaber ist, ein Muss, einen Roman über "das Haus der Bücher" zu lesen. Was gibt es Schöneres, als in goldenen Zeiten zu schwelgen, das Leben historsicher Personen, d. h. auch immer interessanter, einzigartiger, schillerndernder Persönlichkeiten, mit- und nachzuerleben und über seinen Liebeslingsgegenstand, das Buch zu lesen? Wie wird er ausgehen, der "Tanz auf dem Vulkan" für das Ullsteinhaus, die Ullsteinfrauen und die Bücher. Wir wissen, dass es den Ullsteinverlag noch gibt, aber wir wissen auch um das Schicksal der jüdischen Bevölkerung im unmittelbaren Anschluss. Also verortet man das Leben der Ullsteins zwischen Glanz und Glamour auf der einen und Schrecken und Grauen auf der anderen Seite. Welche Seiten zeigt das Cover nicht?